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Erkrankungen der Blase und der Harnwege

Der kleine Unterschied

Wie kommt es, dass jede vierte Frau mindestens einmal im Leben an einer Harnwegsinfektion erkrankt? Schuld daran ist die weibliche Anatomie: während die Harnröhre des Mannes ungefähr 25 Zentimeter lang ist und schon durch ihre Länge eine wirksame Barriere gegen eindringende Krankheitserreger bildet, misst sie bei der Frau nur drei bis fünf Zentimeter. Die schmerzhafte Entzündung wird fast immer durch Bakterien verursacht. Von ihnen gibt es in unmittelbarer Nähe zu Scheide und Darm naturgemäß sehr viele. Krankheitserreger können die kurze Strecke durch die Harnröhre bis zur Blase leicht überwinden und eine äußerst schmerzhafte Entzündung hervorrufen. Man spricht von einer aufsteigenden Infektion der unteren Harnwege. Wandern die Bakterien von der Blase durch die Harnleiter weiter in Richtung der oberen Harnwege, können sie eine gefährliche Nieren- oder Nierenbeckenentzündung verursachen. Nur selten kommt der umgekehrte Infektionsweg vor, dass nämlich eine Nierenentzündung „von innen“ durch Erreger aus dem Blut ausgelöst wird.

Wr bekommt Harnwegsinfektionen?

Weshalb manche Frauen nie im Leben eine Harnwegsinfektion, medizinisch Zystitis, bekommen und andere immer wieder darunter zu leiden haben, hat mit dem Immunsystem zu tun. Der Körper verfügt über verschiedene Abwehrmechanismen, die eindringende Bakterien ausschalten:

- Durch den Urinfluss werden sie ausgeschwemmt
- durch spezialisierte Fresszellen in der Blasenschleimhaut „vertilgt“ und
- durch Eiweißstoffe des Immunsystems (Immunglobuline)
   abgetötet.

Versagen aber diese Mechanismen, weil bestimmte Risikofaktoren vorliegen, weil Sie ein geschwächtes Immunsystem haben oder weil die Menge der eindringenden Krankheitserreger zu groß ist, entzündet sich die Blasenschleimhaut und im schlimmsten Fall die Niere. Auch wenn die Blase nur unvollständig geleert wird oder wenn krankheitsbedingte Abflussstörungen vorliegen, werden Bakterien nicht ausreichend ausgeschwemmt und können sich vermehren.

Weibliche Harnwege

Eierstock
Beckenkontur
Dickdarm
Nierenbecken
Harnröhre
Scheide
Harnblase
Gebärmutter
Enddarm
Eileiter
Harnleiter
Nierenkapsel
Vulva
(Klitoris, kleine und große Labia)

Männliche Harnwege

Beckenkontur
Dickdarm
Nierenbecken
Harnröhre
Schwellkörper
Hoden
Samenblase
Schließmuskel
Harnblase
Harnleiter
Samenleiter
Nieren
Schließmuskel

Eine leichte Harnwegsinfektion gehört zu den Erkrankungen, bei denen Sie sich selbst recht gut helfen können. Das Fortschreiten einer leichten Zystitis kann in den meisten Fällen verhindert werden, wenn schon bei den ersten Krankheitszeichen „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ eingeleitet werden.

Anfangssystome erkennen

Eine leichte Harnwegsinfektion gehört zu den Erkrankungen, bei denen Sie sich selbst recht gut helfen können. Das Fortschreiten einer leichten Zystitis kann in den meisten Fällen verhindert werden, wenn schon bei den ersten Krankheitszeichen „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ eingeleitet werden. Dazu müssen Sie selbstverständlich wissen, wie sich die Symptome einer beginnenden Harnwegsinfektion anfühlen, falls Sie zu den Glücklichen gehören, die noch nie davon betroffen waren.

Symptome einer Harnwegsentzündung (Zystitis)

Häufiger Drang zum Wasserlassen, es „kommt“ aber nur wenig
Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen
Schmerzen und eventuell Krämpfe im Unterbauch

Kommen zusätzlich noch folgende Anzeichen hinzu, besteht der Verdacht auf eine Nierenbeteiligung und Sie sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen:

Hohes Fieber, eventuell Schüttelfrost
Schmerzen in der Nierengegend
Schweres Krankheitsgefühl
Blut im Urin.

Diagnose und Behandlung von Harnwegsinfektionen

Zur Abklärung einer Harnwegsinfektion kann Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin die ersten notwendigen Untersuchungen durchführen und Sie bei Bedarf überweisen. In jedem Fall werden Sie eine Urinprobe abgeben müssen. Manche Ärzte entnehmen lieber eine Urinprobe per Katheter, weil nur so sichergestellt werden kann, dass der Urin nicht durch Bakterien aus Vulva oder Vagina kontaminiert ist. Die Prozedur ist etwas unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Der Urin wird auf das Vorhandensein von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und Bakterien untersucht. 95 % der Harnwegsinfektionen werden durch gramnegative Bakterien oder Enterokokken hervorgeru fen. Diese Bakterienarten kann man unter einem Mikroskop gut erkennen und ihre Anzahl abschätzen. Will man Art und Anzahl der Bakterien genau wissen, legt das Labor eine spezielle Kultur an (Urikult-Test). Eine „unkomplizierte untere Harnwegsinfektion“ liegt vor, wenn die Symptome noch nicht länger als 24 Stunden andauern, die Patientin fieberfrei ist und noch nicht häufig an Harnwegsinfektionen erkrankt war. Dann geht man davon aus, dass keine Abflussstörungen vorliegen und kann auf eine genaue Bestimmung der Erreger verzichten.

Risikofaktoren für Harnwegsinfektionen

Die Einwanderung von Bakterien wird durch die folgenden Faktoren begünstigt:

Weibliches Geschlecht (kurze Harnröhre)
Verhütung mit chemischen Verhütungsmitteln
Östrogenmangel während und nach den Wechseljahren
Eingriffe am Harntrakt (Katheter, Zystoskopie)
Krankhaftes Zurückfließen von Harn aus der Blase in die Harnleiter
Schwangerschaft

Harnabflussstörungen

Harnsteinleiden
Fehlbildungen,Verletzungen,Verengung durch Entzündungen
oder Geschwülste
Vergrößerte Prostata
Schwangerschaft
Blasenentleerungsstörungen bei bestimmten neurologischen
Erkrankungen (z. B.Multiple Sklerose)
Fehlende Urinproduktion bei Dialysepatienten

Gestörte Abwehrmechanismen

Immundefekte (z. B. AIDS)
Therapeutische Immunsuppression (z. B. Unterdrückung
des Immunsystems nach Organtransplantationen)
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
(Blutzuckerkrankheit) oder Gicht
Abwehrschwäche bei Säuglingen und Kleinkindern, bei chronisch
Kranken oder durch Medikamente (z. B. Kortison)

Auszüge aus dem Ratgeber: Sanfte Medizin für Frauen - Praxisbuch Naturheilkunde