Ergotherapie, Kurort- oder Balneotherapie
Ergotherapie
Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises können trotz frühzeitiger, meistens aber bei zu spät eingeleiteter Therapie mit erheblichen Funktionseinschränkungen am Bewegungsapparat einhergehen. Vor allem können Finger- und Handgelenke betroffen sein, was zu mehr oder weniger stark ausgeprägten Einschränkungen im Berufs- und Privat leben mit verminderter Lebensqualität führt.
Die Ergotherapie (der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Werken und Arbeiten“) befasst sich speziell mit dem Erhalt und der Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit von Armen und Beinen. Sie stellt eine wichtige Ergänzung zur krankengymnastischen Übungsbehandlung dar. Ergotherapie umfasst Training für Gelenkschutz, Selbsthilfe, Gelenkfunktionen und Tätigkeiten im Berufsalltag. Beim Gelenkschutztraining wird geübt, so schonend und vorsichtig wie möglich die Gelenke zu benutzen.
Überanstrengung und Fehlbelastungen von Hand- und Fingergelenken sollen vermeiden, die Belastung auf möglichst viele Gelenke verteilt werden. Halten, Heben und Tragen, auch richtige Körper und Sitzhaltung sowie Gelenklagerung im Liegen werden hierbei geübt. Die ergotherapeutische Anleitung zur Selbsthilfe versucht Sie in die Lage zu versetzen, alle Arbeiten und Tätigkeiten Ihres Alltagslebens selbst ständig,eventuell unter Gebrauch geeigneter Hilfsmittel zu meistern.
Das Gelenkfunktionstraining soll mithilfe von individuell ausgewählten, handwerklichen Tätigkeiten wie zum Beispiel Knüpfen, Flechten, Weben, Ton- und Knetarbeiten oder Zeichnen die Fingerfertigkeit erhalten und verbessern – selbstverständlich unter Beachtung des entsprechenden Gelenkschutzes. Das Training für den Berufsalltag soll Sie auf die Wiedereingliederung ins Berufsleben vorbereiten. Auch die Versorgung mit Gelenkschienenapparaten (Orthesen) fällt in den Auf gaben bereich der Ergotherapie. Mit geeigneten Schienen werden betroffene Gelenke entlastet und stabilisiert, um weiteren Gelenkdeformierungen vorzubeugen.
Orthopädisch-technische Hilfsmittel
Zur Entlastung von fehl- oder überbeanspruchten, schmerzhaften und bewegungseingeschränkten Gelenken bietet der orthopädisch-technische Fachhandel eine Vielzahl von Hilfsmitteln an. Das Spektrum erstreckt sich von Gehstützen und -stöcken bis hin zu den Orthe sen für Arme, Beine, Rumpf und Halswirbelsäule. Orthesen überbrücken zerstörte und bei Bewegung schmerzhafte Gelenke meistens starr und stellen sie ruhig.
Sie sollten in der Regel nur vorübergehend zur Anwendung kommen und durch andere Behandlungsverfahren abgelöst werden, da sie zum Beispiel im Bereich des Rumpfes zu Muskelschwächen und damit zusätzlichen Funktionsbeeinträchtigungen führen können. Individuell angefertigte Schuheinlagen oder orthopädische Schuhe können der statischen Entlastung dienen. Der Einsatz von Korrekturschienen erfolgt in erster Linie zur passiven Sicherung von Gelenkstellungen nach Operationen, bis die Narbenheilung abgeschlossen und die durch die Operation angestrebte Achsenstellung stabilisiert ist. Ihre Anwendung erfolgt daher in der Regel nur vorübergehend. Die Ausbildung von krankheitstypischen Gelenkdeformierungen kann durch Schienen allenfalls verzögert, aber leider nicht dauerhaft verhindert werden!
Kurort- oder Balneotherapie
Seit dem Altertum dienen Kuren – heutzutage auch als Kurorttherapie oder Rehabilitationsmaßnahme bezeichnet – zur Linderung oder Heilung chronischer Leiden. Sie nutzen zum einen die positiven Wirkungen natürlicher Heilmittel vor Ort wie Heilwässer, Moore, Schlamm und Schlick. Zum anderen kann ein vorübergehender Ortswechsel sehr gut tun, da Sie damit Abstand gewinnen zum gewohnten Lebensumfeld mit den alltäglichen Belastungen. So fällt es auch leichter, eine ungesunde Lebensführung oder Ernährung umzustellen. Nicht zuletzt hat auch der Klimawechsel einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den gesamten Organismus.
Die Anwendung von „Peloiden“ wie Moor, Schlamm oder Heilerden in Form von meist warmen Bädern oder Packungen trägt zur Entspannung der Muskulatur sowie zu verbesserter Durchblutung und Nährstoffversorgung bei. Darüber hinaus bietet eine Kurorttherapie genügend Zeit und Raum für zusätzliche Physio-, Ergo-, Psycho- und andere Therapien, die in Kombination eine im wahrsten Sinne des Wortes ganzheitliche Behandlung sein können.
Bedauerlicherweise bevorzugen die Krankenkassen heute eher eine wohnortnahe, ambulante Behandlungsform. Zwar ist es verständlich, dass angesichts knapper Finanzen im Gesundheitswesen hier gespart wird. Aber die jahrhunderte lange Tradition von Kurortbehandlungen zeigt, dass sich ein Klima- und Ortswechsel überaus günstig auf den gesamten Organismus auswirkt. In der Folge können so auch weitere Therapien überflüssig und möglicherweise auch hier Ausgaben gemindert werden.
- Ein Klimawechsel macht eine Kur noch intensiver.