Körperliche Untersuchungsmethoden, Blut- und Urinuntersuchung
Die körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung verschafft sich Ihr Arzt vor allem einen Überblick über Zustand und Funktionsfähigkeit Ihres Stütz- und Bewegungsapparates. Er wird Sie anschauen, abtasten und abklopfen, beispielsweise auch mit einem Reflexhammer. Schon durch dieses einfache Betrachten können sich in kürzester Zeit viele Hinweise auf ungleichmäßige Fehlbelastungen Ihres Stütz- und Bewegungssystems sowie angeborene oder erworbene Fehlhaltungen und -stellungen ergeben.
Besonders die Gelenke werden eingehend geprüft, häufig auch im Liegen. Hat sich der Behandler mit diesen einfachen und Sie nicht belastenden Untersuchungen einen Überblick über den aktuellen Ist-Zustand Ihres Muskel und Gelenksystems verschafft, so wird er eine allgemeine körperliche Untersuchung anschließen.
Hierbei werden neben Körpertemperatur, Puls und Blutdruck die Organe von Brustkorb und Bauchraum überprüft, um Hinweise auf mögliche Herz-, Lungen-, Magen-Darm- oder andere Krankheiten zu erhalten. Zu dieser allgemeinärztlich internistischen Untersuchung gehört auch eine genaue Inspektion der Haut, der Haare, Finger- und Fußnägel sowie der sichtbaren Schleimhäute. Oft finden sich so auch ganz diskrete Hinweise zum Beispiel auf eine Schuppenflechte oder andere Hautkrankheiten, die Ihnen bisher selbst noch gar nicht aufgefallen sind oder denen Sie keine Bedeutung zugemessen haben.
Ebenso genau betrachtet der Untersucher Ihre Augen, um beispielsweise eine rheumatische Entzündung der Regenbogen haut (Iritis oder Iri do cyclitis) oder eine Bindehautentzündung (Kon junktivitis, zum Beispiel beim Reiter-Syndrom) festzustellen. Natur medizinisch orientierte Behandler finden hierbei auch Hinweise auf genetische Veranlagungen zu rheumatischen Erkrankungen und geeignete natur medizinische Therapieansätze, auch wenn diese jahrhundertealte konstitutionelle Augendiagnostik von der offiziellen Schulmedizin abgelehnt wird. Der körperliche Befund ist zusammen mit der Anamnese eine wesentliche Grundlage für weiterführende Spezialuntersuchungen.
Den Körper unter die Lupe nehmen
- Wirbelsäule: Ist sie normal geschwungen oder verkrümmt? Wie beweglich ist sie? Schmerzt sie beim Beklopfen oder Drücken? Sitzt der Schmerz an bestimmten Stellen oder ist er eher diffus?
- Schultern: Stehen sie gleich oder sind sie unterschiedlich hoch?
- Becken: Steht es gerade?
- Beine: Haben Sie X-Beine oder O-Beine? Ist ein Bein deutlich länger als das andere? Ist die Fußform normal oder verformt wie zum Beispiel bei Senk-, Spreiz- oder Knickfüßen?
- Allgemein: Haben Sie unfall- oder operationsbedingte Narben?
Die Gelenke genau betrachten
- Bestehen Rötungen oder Hauterwärmungen?
- Sind die Gelenke geschwollen?
- Ist ein Reiben oder Knirschen der Gelenke bei Bewegung zu hören, zu fühlen oder zu ertasten?
- Schmerzen die Gelenke bei Druck oder Bewegung?
- Ist die Gelenkbeweglichkeit aktiv oder passiv eingeschränkt?
- In welchem Zustand befinden sich Muskeln, Sehnen und Bänder?
- Sind die Muskel-Sehnen-Reflexe und das Empfindungsvermögen der Haut und damit die Funktion der zuständigen versorgenden Nerven normal oder eingeschränkt?
- Sind Muskeln beim Abtasten hart, verspannt, verschmächtigt oder schmerzhaft?
- Sind schmerzhafte Rheuma- oder Gichtknoten in oder unter der Haut tastbar?
Untersuchung von Blut und Urin
Hat sich aufgrund der Krankenvorgeschichte und des körperlichen Untersuchungsbefundes der Verdacht auf eine Krankheit ergeben, beispielsweise auf eine Bindegewebserkrankung, werden weitere spezifische Blutwerte bestimmt oder Urintests vorgenommen. Allerdings gibt es leider keinen Labortest, der für sich alleine eine bestimmte Diagnose sichert. Auch Labor
befunde müssen immer – ebenso wie andere Untersuchungsergebnisse – im Gesamtzusammenhang mit anderen Befunden beurteilt werden. Zahlreiche laborchemische Untersuchungen werden standardisiert und routinemäßig vorgenommen. Hierzu werden in der Regel 15 bis 20 Milliliter Blut aus einer Armvene entnommen.
Mehr als das 250fache, nämlich vier bis fünf Liter Blut, fließen in jedem von uns, vom Herzen bis in die feinsten Blutgefäße in den Armen und Beinen und wieder zurück. In ihm schwimmen rote und weiße Blutkörperchen und weitere Zellen, die fast die Hälfte des Blutvolumens ausmachen. Die andere Hälfte ist das Blutplasma, also Wasser, in dem Mineralstoffe und Bluteiweiße gelöst sind. Beide Stoffklassen regeln verschiedene Gleichgewichte im Blut, die lebensnotwendig sind.
Daneben enthält Blut auch viele Substanzen, die sich auf dem Weg durch den Körper befinden, zum Beispiel Atemgase und Hormone. Zu diesen „reisenden“ Stoffen gehören auch die Bestandteile unserer Nahrung wie Zucker, Fettsäuren oder Vitamine. Viele Blutwerte werden im Blutserum gemessen, also Blut, dessen Zellen und Gerinnungsfaktoren entfernt wurden.
Blutwerte sind Momentaufnahmen aus dem Inneren des Körpers. Sie geben Auskunft darüber, welche Stoffe gerade in welchen Mengen im Blutstrom unterwegs sind. Sie verändern sich ständig und hängen von verschiedensten Einflüssen ab. Deshalb dürfen Blutwerte nur im Zusammenhang und auf den einzelnen Menschen bezogen bewertet werden. Sie hängen zum Beispiel ab von Geschlecht, Alter, Ernährung, psychischen Belastungen, Tagesrhythmus, Medikamenteneinnahme und Körperhaltung.
Veränderte Blutwerte, die nicht in die Norm zu passen scheinen, müssen also nicht unbedingt krankhaft sein. Sie können allerdings gestörte Stoffwechselabläufe anzeigen, die zu Krankheiten führen können. Veränderte Blutwerte sind selbst aber keine Krankheitsursachen, sondern ihrerseits Folgen. Ursachen können zum Beispiel in einer einseitigen Ernährungsweise liegen.
Messergebnisse können bei vielen Menschen große Unsicherheit erzeugen. Welche Werte sind als normal anzusehen und was bedeuten veränderte Werte? Zunächst einmal sollten Sie bedenken: Sie bestehen nicht nur aus Einzelsubstanzen. Ihr Körper ist kein Labor, sondern eine individuelle Ganzheit, zu der auch Geist und Seele gehören.