Klassische Homöopathie
Es gibt wirksame Hilfe aus der Natur, wenn die Wechseljahre Beschwerden verursachen. Die Homöopathie und die Pflanzenheilkunde sind bewährte Verfahren, die Sie – am besten in Abstimmung mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin – gut selbst einsetzen können.
„Similia similibus curentur” umschreibt mit drei Worten die Grundlage der homöopathischen Lehre: Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden. Gründer der Homöopathie ist der Arzt und Apotheker Samuel Hahnemann. 1755 wurde er in Meißen geboren, ging 1775 nach Leipzig um dort Medizin zu studieren. Doch während seiner medizinischen Tätigkeit nach den damals gültigen Regeln wurde er zutiefst unglücklich. Die herrschende Medizin konnte ihn nicht überzeugen, fügte sie doch oft mehr Schaden zu, als dass sie wirklich zu helfen vermochte. Die Nebenwirkungen übertrafen vielfach alle Heilwirkungen.
Entgegen der herrschenden Lehrmeinung stand aber für Hahnemann fest, dass ein Arzneimittel niemals und unter keinen Umständen schädigen soll und dennoch wirksam sein muss. Schließlich wandte er sich aus Gewissensgründen völlig vom Arztberuf ab und widmete sich fortan der Entwicklung von Arzneimitteln, die seinen Kriterien standhielten. Jahrelang führte er Versuche mit den unterschiedlichsten Heilmitteln durch und erforschte ihre Wirkung sowohl an gesunden als auch an kranken Menschen – und auch an sich selbst. Auf diese Weise zeigte sich ihm eine Gesetzmäßigkeit, die man als Ähnlichkeitsregel bezeichnet: Ein Mittel, das bei einem Gesunden bestimmte Zeichen und Symptome hervorruft, heilt genau diese Symptome in bestimmten Verdünnungen beim Kranken.
Anhand dieser Arzneimittelversuche entwickelte Hahnemann die so genannten Arzneimittelbilder. Das sind Arzneimittelbeschreibungen, die alle Symptome beinhalten, die eine Substanz bei einem gesunden Menschen hervorruft. In hoher Verdünnung wirkt das Mittel dann als Heilmittel gegen eben diese Symptome. In besonderen Nachschlagewerken (Repertorien) sind diese Arzneimittelbilder zusammengefasst. Wird ein wirksames Mittel gesucht, so müssen die Symptome des Kranken mit den Beschreibungen der Arzneimittel verglichen werden. Stimmen sie weitgehend überein, hat man das richtige Mittel gefunden.
Ein Beispiel: Zu Beginn einer Erkältung fängt oft die Nase an zu laufen, ein Fließschnupfen entwickelt sich. Das passende Mittel ist Alium cepa, die Küchenzwiebel. Doch wie ist diese Ähnlichkeitsregel zu verstehen? Homöopathische Mittel wirken, indem sie den Körper dazu anregen, sich selbst zu helfen. Das geschieht, indem sie im Körper einen zusätzlichen Reiz setzen, der in die gleiche Richtung weist, wie die Erkrankung. Im Falle des Fließschnupfens wirkt mit Alium cepa ein weiterer Reiz auf die Nasenschleimhaut. Der Körper versteht diesen Reiz als Signal, seine Abwehrmechanismen an genau dieser Stelle in Gang zu setzen. Die Selbstheilung wird somit gefördert.
- Homöopathie – aus dem Lateinischen: dem Leiden gleichgerichtet.
- Homöopathie – kleine Dosis mit großer Wirkung.
- Ein homöopathisches Mittel heilt diejenigen Symptome, die in hoher Dosierung hervorgerufen würden.
Den Menschen als Ganzes im Blick
Die klassische homöopathische Therapie ist eine konstitutionelle Therapie. Darunter versteht man die Behandlung einer Krankheit unter Einbeziehung aller körperlichen und psychischen Besonderheiten des Patienten. Um das passende Mittel zu finden, werden die körperlichen Symptome sehr genau betrachtet und auch die psychische Situation wird berücksichtigt. Daher ist die Untersuchung bei einem Homöopathen zeitaufwändig und die Behandlung ist sehr individuell. Es kann sein, dass zwei Menschen, die unter derselben Krankheit leiden, unterschiedliche Mittel verordnet bekommen. Darin unterscheidet sich die Homöopathie von der Schulmedizin, bei welcher ein Mittel gegen eine bestimmte Krankheit bei allen Patienten eingesetzt wird.
Es gibt Homöopathika in Form von Tabletten, Globuli, Tropfen, Salben und Ampullen. Sie werden entsprechend den homöopathischen Herstellungstechniken der abgestuften Verdünnung, Verreibung und Verschüttelung nach dem amtlichen homöopathischen Arzneibuch (HAB) hergestellt. Ausgangsbasis sind pflanzliche, tierische, mineralische oder teilweise auch synthetische Stoffe. Kennzeichnend für homöopathische Arzneimittel ist die so genannte Potenzierung. Dabei wird der Ausgangsstoff im Mörser zerrieben und in festgelegten Schritten verdünnt. In Deutschland sind die D-Potenzen üblich. D bedeutet, dass bei den einzelnen Schritten immer im Verhältnis 1:10 verdünnt wird. Die Zahl hinter diesem Buchstaben gibt die Anzahl der durchgeführten Verdünnungsschritte an.
Bewährte homöopathische Mittel für die Wechseljahre
Für die Wechseljahre gibt es einige klassische Frauenmittel, die einen Bezug zum weiblichen Hormonsystem haben. Diese Mittel haben sich in der Vergangenheit gut bei den jeweils beschriebenen Symptomen bewährt und können entsprechend eingesetzt werden.
Pulsatilla pratensis, Küchenschelle Sie sind als eine Art Basismittel zu verstehen und werden daher bei den Beschreibungen der jeweiligen Krankheitsbilder im zweiten Teil des Buches nicht noch einmal erwähnt.
PULSATILLA (Wiesenküchenschelle) D6 – D12: hilft bei Niedergeschlagenheit, Ängstlichkeit, Hitzewallungen, Weinerlichkeit und großem Bedürfnis nach Zuwendung und Verständnis. Dosierung: 2- bis 3-mal täglich 5 Tropfen oder Globuli oder 1 Tablette.
SEPIA (Tintenfisch) D12: hilft bei Beschwerden, die aus Erschöpfung und Ausgebranntsein resultieren, Wallungen, Gebärmuttersenkung, Periodenschmerz, Kopfschmerz, Verstimmungszustände. Dosierung: 2-mal täglich 5 Tropfen oder Globuli oder 1 Tablette
LACHESIS (Buschmeisterschlange) D12: alles ist „zum aus der Haut fahren”,
Berührung oder enge Kleidung und Wärme sind unerträglich, dazu treten Hitzewallungen, Ruhelosigkeit und Reizbarkeit auf. Dosis: 2-mal täglich 5 Tropfen oder Globuli oder 1 Tablette.
CIMICIFUGA (Frauenwurzel) D12: rheumatische und neuralgische Beschwerden plagen, Unruhe und depressive Verstimmungen (wie eine dunkle Wolke). Dosierung: 2- bis 3-mal täglich 5 Tropfen oder Globuli oder 1 Tablette.
IGNATIA (Ignazbohne) D30: hilft bei Folgen von Kummer und Sorgen in Verbindung mit seelischer und körperlicher Unruhe. Dosis: 3-mal wöchentlich 5 Globuli oder 1 Tablette.
JABORANDI (Jaborandistrauch) D6: hilft bei sehr starkem Schwitzen, möglicherweise zusätzlich zu einem der anderen
Cimicifuga racemose, Frauenwurzel oder Traubensilberkerze. Mittel. Dosierung: 2- bis 3-mal täglich 5 Tropfen oder Globuli oder 1 Tablette.
NATRIUM CHLORATUM D12: hilft bei trockener Scheide, Neigung zu Juckreiz und Schmerzen beim Sex. Dosierung: 3-mal 5 Globuli oder Tropfen oder 1 Tablette.
Dosierung von homöopathischen Arzneimitteln
Als Faustregel gilt: Bei akuten Störungen werden niedrige Potenzen bis zur D6 eingesetzt. Je nach Situation drei- oder mehrmals täglich fünf Tropfen oder fünf Globuli oder eine Tablette. Bei chronischen Erkrankungen werden mittlere Potenzen angewandt, mit geringerer Dosierung, während psychische Erkrankungen mit hohen Potenzen ab der D30 therapiert werden. Im Rahmen einer Selbstmedikation sollten nur leichte, vorübergehende Störungen behandelt werden, ansonsten sollten Sie einen Therapeuten um Rat fragen. Gelegentlich können sich die Symptome zu Beginn der Behandlung verstärken. Dies ist kein Grund zur Beunruhigung, sondern ein Zeichen, dass der Körper auf das Arzneimittel reagiert. Wird eine solche ERSTREAKTION bemerkt, sollte die Dosierung verringert werden.
Es ist nicht ganz einfach, mit homöopathischen Einzelmitteln zu arbeiten. Häufig muss im Verlauf der Behandlung, wenn die Symptome sich verändern, zu einem anderen Mittel übergegangen werden oder das gleiche Mittel wird in einer anderen Potenz gegeben. Wer zur klassischen Homöopathie tendiert, sollte immer die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nehmen. Es gibt aber auch einen anderen Weg, homöopathisch zu behandeln, der für Laien sehr viel einfacher ist: die Moderne Homöopathie.
- Niedrige Potenzen bei akuten, mittlere Potenzen bei chronischen Erkrankungen