Pflanzenheilkunde
Schon vor Jahrtausenden schätzte man die wunderbaren Kräfte der Natur, die in vielen Kräutern – den Arzneipflanzen – verborgen liegen. Von Generation zu Generation wurde das Wissen um die heilenden Pflanzen durch mündliche Überlieferung und später auch durch Aufzeichnungen in den so genannten Kräuterbüchern weitergegeben. Bereits 400 Jahre vor Christus schrieb Hippokrates, der berühmte griechische Arzt des Altertums (460 – 377 v. Chr.), über die Wirkungen der verschiedenen Pflanzen. Durch hinzugewonnene Erfahrungen weitete sich die Pflanzenheilkunde immer weiter aus. Eine eigene Wissenschaft, die Pflanzenheilkunde oder Phytotherapie, entwickelte sich.
Aus der modernen Medizin sind die Pflanzenheilstoffe heute nicht mehr wegzudenken. Oft sind sie Ausgangspunkt für wichtige Medikamente und haben den Fortschritt in der Medizin mit ermöglicht. Der bekannteste Wirkstoff gegen Kopfschmerzen, die Azetylsalizylsäure beispielsweise, wurde entdeckt, nachdem man ein klassisches Mittel der Pflanzenheilkunde, nämlich den Weidenrindenextrakt, auf seine wirksame Komponente hin erforschte. Man fand die Azetylsalizylsäure und stellt sie seitdem synthetisch her. Aber auch die Phytotherapie hat sich weiterentwickelt.
Zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen werden Pflanzen, Pflanzenteile beziehungsweise Zubereitungen aus pflanzlichen Rohstoffen verwendet. Es werden Tees, Extrakte, Tinkturen, Tabletten, Dragees oder Kapseln angeboten. Gegenüber Tees und Extrakten haben Tabletten den Vorteil, dass sie die Wirkstoffe in standardisierter Form beinhalten, das heißt, sie garantieren einen gewissen Wirkstoffgehalt. Auch diese pflanzlichen Mittel dürfen nur gezielt eingesetzt werden. Sie haben zwar weniger Nebenwirkungen als die synthetischen Arzneien, aber ein Zuviel oder das falsche Mittel können auch negative Wirkungen hervorrufen.
- Blüten als Ausgangsbasis für ein pflanzliches Heilmittel.
Natürlich hält die Pflanzenwelt auch für die Wechseljahre ihre Wirkstoffe bereit. Frauenwurzel (Cimicifuga) und Mönchspfeffer (Agnus castus) sind klassische Frauenmittel, die regulierend in den Hormonhaushalt eingreifen.
FRAUENWURZEL Das Wissen um diese Heilpflanze stammt von den nordamerikanischen und kanadischen Indianern. Sie gaben der Pflanze den Namen Squawroot – Frauenwurzel. Bei uns ist sie auch unter den Namen Traubensilberkerze, Wanzenkraut oder unter ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung Cimicifuga racemosa bekannt. Lange Zeit hat man angenommen, die Wirkung sei auf ihren Gehalt an pflanzlichen Östrogenen zurückzuführen. Bei intensiven Untersuchungen hat sich jedoch herausgestellt, dass die Indianische Frauenwurzel nicht die Östrogene ersetzt, sondern in die Steuerfunktion der gestörten Regelkreise eingreift und das hormonelle Gleichgewicht wiederherstellt.
Auch die störenden Rückkoppelungen der Hirnanhangdrüse auf die Schilddrüse auf die Stresshormone und somit auch auf die Psyche werden dadurch gemildert. Die Heilkraft dieser Pflanze ist seit über 200 Jahren bekannt. Mit dem Eintritt der Wirkung ist nach etwa drei bis vier Wochen zu rechnen. Es kommt in Einzelfällen vor, dass es auch länger dauert. Auch ist es möglich, das Präparat mit einem Hormonpräparat zu kombinieren. Mitunter lässt sich nach Eintritt der Wirkung die Hormondosis reduzieren. In China wird die Frauenwurzel unter dem Namen „Shengma” in der traditionellen Medizin bei rheumatischen Beschwerden, zur Steigerung der Immunabwehr und gegen Ängste eingesetzt. Geeignete Präparate heißen zum Beispiel Indianische Frauenwurzel, Remifemin oder Remifemin plus (mit Johanniskraut).
AGNUS CASTUS Die bei uns Mönchspfeffer genannte Heilpflanze wirkt durchblutungsfördernd, krampflösend und beruhigt die Nerven. Die Heilpflanze hat zudem eine gestagenähnliche Wirkung und ist für Frauen geeignet, die in früheren Jahren unter dem prämenstruellen Syndrom, also unter Beschwerden an den letzten Tagen vor der Regelblutung, litten oder einen unregelmäßigen Zyklus hatten. Auch dieses Mittel hilft, indem es die Achse Hypothalamus-Hypophyse-Eierstock anregt und damit regulierend auf das Hormonsystem einwirkt. Der Mönchspfeffer ist in den Mittelmeerländern heimisch. Auch hier ist Geduld bis zum Wirkungseintritt gefragt. Beispiele für Präparate mit Mönchspfeffer sind Hevertogyn oder Agnolyt.
Die Natur hält noch weitere Heilpflanzen für die Wechseljahre bereit, die hier zusammengefasst sind.
Kleine Heilpflanzenauswahl
- Johanniskraut stärkt die Nerven (nicht nach 17.00 Uhr einnehmen, kann Albträume verursachen)
- Weißdorn stärkt das Herz Mariendistel stärkt die Leber
- Sonnenhut stärkt das Immunsystem
- Baldrian bei Schlafstörungen
- Brennessel zum Entwässern
- Petersilie zum Entwässern
- Spargel zum Entwässern
- Melisse stärkt das Becken und die Verdauungsorgane, entspannt, fördert die Konzentration
- Hopfen fördert die Verdauung, beruhigt, entwässert Frauenmantel gibt Schutz und Ruhe, schützt Gefäße, löst Krämpfe
Heilpflanzen mit Hormonwirkung
Eine weitere Möglichkeit zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden bieten Heilpflanzen mit einem hohen Gehalt an Phytoöstrogenen. Phytoöstrogene sind Pflanzenstoffe, die im menschlichen Organismus hormonähnliche Effekte auslösen. Soja und Rotklee zum Beispiel haben einen hohen Gehalt an Phytoöstrogenen. Anders als bei Mönchspfeffer und Frauenwurzel werden mit diesen Pflanzen also Stoffe zugeführt, die dem körpereigenen Östrogen ähneln und eine vergleichbare Wirkung entfalten.
SOJA Bei Frauen in Asien und Lateinamerika treten Veränderungen im Klimakterium im Vergleich zu unserem Kulturkreis eher selten auf. Begründet ist das unter anderem wahrscheinlich durch die Ernährung, die reich an bestimmten Pflanzennährstoffen, den Isoflavonen, ist. Diese kommen hauptsächlich in den Blättern und Früchten verschiedener Bohnensorten vor. Während und nach den Wechseljahren sind sie wertvoll und gesundheitsfördernd. Welche Effekte bei einer längerfristigen, hoch dosierten Sojaaufnahme in Form von Sojapräparaten eintreten, ist noch nicht ausreichend untersucht. Es ist aber in jedem Fall sinnvoll, Soja oder Sojaprodukte wie Tofu oder Sojamilch in die Ernährung zu integrieren.
ROTKLEE Im Gegensatz zu Soja enthält Rotklee ein breites Spektrum unterschiedlicher Isoflavone und stellt somit eine noch reichere Quelle dar. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass mit Rotkleeextrakt Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Nervosität und Stimmungsschwankungen sehr gut zu behandeln sind. Als Präparat ist zum Beispiel Menoflavon empfehlenswert. Wenn Sie sich mit einem dieser Pflanzenwirkstoffe behandeln möchten, sollten Sie erst nach einer frauenärztlichen Untersuchung damit beginnen. Denn bei hormonabhängigen Erkrankungen dürfen auch diese Mittel nur bedingt eingesetzt werden.
Experten sagen, dass auch Phytoöstrogene nicht ohne Risikobewertung eingesetzt werden sollten. So ist bei Frauen, die bereits einmal an Brustkrebs erkrankten, grundsätzlich davon abzuraten. Um alle möglichen Risiken hundertprozentig ausschließen zu können, wissen wir noch zu wenig. Selbst über die in vielen Jahren und an vielen Hunderttausend Patientinnen getesteten synthetischen Hormonpräparate ist noch nicht alles bekannt. Wie könnten wir da über Phytoöstrogene mehr wissen? Doch es wird geforscht: In einem von der Europäischen Union mit insgesamt 3,9 Millionen Euro geförderten Projekt arbeiten zur Zeit sieben medizinische Fakultäten aus verschiedenen Ländern Europas zusammen, um die Wirkung der Phytoöstrogene
zu ergründen.
YAMSWURZEL Diese Pflanze ist in Nordamerika und Mexiko beheimatet. Sie enthält Diosgenin, eine Substanz, die dem körpereigenen Progesteron sehr ähnlich ist und sich ausgleichend auf den Hormonhaushalt auswirkt. Traditionell wird die Yamswurzel bei Wechseljahresbeschwerden, Menstruationskrämpfen, Depressionen, Osteoporose und anderen hormonabhängigen Störungen eingesetzt. In Deutschland sind Präparate mit Yamswurzel als Nahrungsergänzungsmittel in der Apotheke erhältlich. Auch Salben zur Einreibung der Innenseite der Oberschenkel können helfen. Diese sind allerdings verschreibungspflichtig. Fragen Sie Ihren Frauenarzt danach.
- Phytoöstrogenhaltige Präparate nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen!
Schüßler-Salze
Ein Zeitgenosse des homöopathischen Arztes Samuel Hahnemann war Dr. Heinrich Schüßler (1821–1898). 1858 eröffnete er in Oldenburg als homöopathischer Arzt seine Praxis. 700 verschiedene homöopathische Arzneimittel waren zu dieser Zeit bereits bekannt und Schüßler war von dem Wunsch beseelt, die homöopathische Therapie zu vereinfachen. Naturwissenschaftlich wuchs die Erkenntnis, dass Mineralstoffe für den Zellstoffwechsel und für die Entstehung von Krankheiten eine ganz besondere Bedeutung haben. Aus diesem Grund befasste sich Schüßler verstärkt mit den in der Homöopathie gebräuchlichen Mineralien.
Schüßler untersuchte die Asche Verstorbener auf ihren Mineralstoffgehalt und stellte einen Zusammenhang zwischen der jeweiligen Todesursache und dem Mangel an bestimmten Mineralien fest. Grundsätzlich kann man jedoch davon ausgehen, dass unsere Ernährung dem Körper genügend Mineralien liefert. Wenn dennoch ein Mangel an bestimmten Mineralien besteht, so liegt eine Funktionsstörung vor: Entweder ist der Bedarf erhöht oder der Körper kann trotz ausreichendem Angebot nicht genügend Mineralien aufnehmen. Mit den Schüßler-Salzen wird nicht versucht, Mineralstoffmangel durch einfaches Ersetzen der fehlenden Mineralien zu beheben. Vielmehr soll die Aufnahmebereitschaft der Zellen für das jeweilige Mineral erhöht werden. Um dem Körper einen solchen Reiz zu geben, werden die Mineralien daher nach den homöopathischen Herstellungsvorschriften potenziert.
Zwölf Stoffe hielt Schüßler für besonders wesentlich, potenzierte sie und behandelte seine Patienten mit Erfolg. Er nannte sie die „Biochemischen Funktionsmittel“. Diese Salze sind sehr gut für die Selbsthilfe geeignet. Es werden 3-mal täglich drei Tabletten eingenommen (im Mund zergehen lassen). In akuten Fällen kann bis zu stündlich eine Tablette eingenommen werden bis Besserung eintritt. Bei Laktoseunverträglichkeit sollten Biomineraltabletten nicht eingenommen werden. Dann können auch die homöopathischen Globuli eingesetzt werden. Viele Gesundheitsstörungen können mit den Schüßler-Salzen behandelt werden. Welche Mittel in den Wechseljahren besonders hilfreich sind, ist in der Tabelle zusammengefasst. Die Salze können allein aber auch zusätzlich zu anderen Therapien verwendet werden.
Schüssler-Salze gegen Wechseljahresbeschwerden
- Regelblutung, zu spät und zu spärlich: Natrium chloratum D6 (Schüßler-Salz Nr. 8)
- Hitzewallungen: Ferrum phosphoricum D6 (Schüßler-Salz Nr. 3) im Wechsel mit Magnesium phosphoricum D6 (Schüßler-Salz Nr. 7)
- Unruhe, Ruhelosigkeit: Calcium phosphoricum D6 (Schüßler-Salz Nr. 2) im Wechsel mit Magnesium phosphoricum D6 (Schüßler-Salz Nr. 7)
- Bindegewebsschwäche, zum Beispiel Gebärmuttersenkung: Calcium fluoratum D12 (Schüßler-Salz Nr. 1, morgens 4 Tabletten) im monatlichen Wechsel mit Silicea D12 (Schüßler-Salz Nr. 11, abends 4 Tabletten)