Medienhype, Botox-Partys und Glamour-Spritze
Für viele ist Botox ein typisches „Life-Style-“ und „Glamour“-Medikament. Diese Einschätzung hat einen realen Hintergrund, denn in den Medien wird die Faltenreduktion damit häufig bagatellisiert und zu euphorisch dargestellt. Das schadet dem Ruf eines sehr wertvollen, unverzichtbaren und segensreichen Medikaments. Der Modetrend „Botox-Partys“ kommt aus London und den USA. Botox-Partys sind organisierte Zusammenkünfte im Ambiente von zwanglosen Festen. In der Umgebung eines Restaurants oder in privaten Treffs wird dann mehreren Frauen oder Männern von einem Arzt die Anti-Falten-Spritze gesetzt. Meist mietet der Arzt dazu Räume außerhalb seiner Praxis – zum Beispiel im Sushi-Restaurant. Dort trifft er sich mit mehreren Patienten, die nacheinander behandelt werden und vorher und nachher über ihre Erwartungen plaudern und sich kulinarisch verwöhnen lassen. Der Hintergrund für die Entstehung dieser Mode in den USA liegt darin, dass der Therapeut eine Medikamentenampulle auf verschiedene Patienten aufteilen kann. So verringern sich die Kosten für jeden Einzelnen.
Frage: Was halten Sie von Botox-Partys?
Dr. Bresser: Ich lehne diese Art Veranstaltung ab. Nach meiner Meinung ist es ein Zeichen von Unseriösität, wenn ein Arzt irgendeinen ästhetischen Eingriff außerhalb von Praxisräumen in Restaurant- oder Partyatmosphäre durchführt. Es wird dadurch suggeriert, dass die Botox-Spritze einen völlig ungefährlichen Zeitvertreib darstellt – was nicht stimmt. Botox-Partys werden in Europa auch von allen medizinischen Fachgesellschaften abgelehnt. Nur nebenbei: Der Genuss von Champagner oder anderem Alkohol vor der BTX-Behandlung erhöht das Risiko von Blutungen und Blutergüssen. Ich rate daher von jedem Alkoholgenuss vor einem medizinischen Eingriff ab. Das gleiche gilt für Nikotinkonsum – niemals vor ästhetischen Eingriffen!
Die Botox-Mode treibt in Amerika noch andere Blüten. Manche Frauen und Männer werden regelrecht süchtig nach der Behandlung: Für dieses Phänomen haben sich die Begriffe „Botoxjunkies“ und „Botulinophilie“ gebildet. Einige bekannte Schauspieler erhalten keine ernsthaften Filmrollen mehr, weil sie nicht auf Botox verzichten wollen und daher ihre Mimik weniger ausdrucksfähig ist.