deutsch english france russian

Wichtiger Hinweis:

Informationen aus diesem Gesundheitsportal sollten Sie niemals als einzige Informationsquelle für gesundheitsbezogene Entscheidungen verwenden. …weiterlesen

Blasen- und Darmstörungen, Analfissuren und andere Anwendungsoptionen

Blasen- und Darmstörungen

Unsere Blasen- und Darmentleerung funktioniert nur dann gesund und unauffällig, wenn viele Muskeln im Unterleib fein koordiniert zusammenarbeiten. Bei manchen Nerven- oder Wirbelsäulenkrankheiten, bei Multipler Sklerose und nach Unfällen oder Operationen kann dieses Zusammenspiel gestört sein; die Blase entleert sich nicht mehr vollständig oder die Darmentleerung wird zum Problem.

Bei solchen Funktionsstörungen kann die Injektion von Botulinumtoxin in den Schließmuskel der Blase oder des Afters sinnvoll sein. BTX hilft so zum Beispiel bei den Folgen einer Querschnittslähmung oder einer Multiplen Sklerose oder auch bei Harnentleerungsstörungen nach Krebsoperationen. Eine schwer behandelbare Schmerzart ist der chronische Prostataschmerz. Innovative Ärzte können dieses sehr unangenehme Männerleiden durch BTX-Injektionen häufig deutlich bessern. Auch bei anderen, selteneren Blasenkrankheiten wird BTX wissenschaftlich erprobt. Wahrscheinlich wird sich die Behandlung auch in der Urologie bei vielen muskelbedingten Krankheiten zu einem wichtigen Baustein entwickeln. Vor allem, weil sie nur vorübergehend wirkt, ist sie eine minimal invasive, also wenig eingreifende Alternative zu vielen operativen Eingriffen.

Magen-Darm-Spezialisten experimentieren ebenfalls mit Botulinumtoxin. Bisher gibt es gute Erfolge bei Speiseröhrenkrämpfen (Achalasie, Ösophagusspasmus). Wer unter dieser Erkrankung leidet, kann nicht mehr richtig schlucken, die Nahrung hängt zwischen Mund und Magen fest. Vor Botulinumtoxin behandelten die Ärzte das Problem mit nebenwirkungsreichen Medikamenten oder trennten die Speiseröhrenmuskeln sogar operativ auf. Heute wird BTX A über ein flexibles Endoskop direkt in die Speiseröhre gespritzt und so oft eine Operation vermieden.

Analfissuren

Schmerzen am After quälen zahlreiche Menschen – aus Scham redet kaum jemand darüber. Eine mögliche Ursache für Schmerzen nach dem Stuhlgang ist die Analfissur. Das ist ein Einriss oder Einschnitt in der Haut und Schleimhaut des Afters unmittelbar am Schließmuskel. Der Arzt erkennt den Einriss beim Auseinanderspreizen der Pobacken. Eine große Rolle bei der Entstehung von Analfissuren spielt eine Verhärtung beziehungsweise ein chronischer Krampf der Beckenbodenmuskulatur. Vor jeder Behandlung sollte von einem Enddarmspezialisten (Proktologen) geklärt werden, ob noch andere oder ernstere Ursachen in Betracht kommen. Seit Jahrzehnten bemühen sich die Mediziner, Schmerz und Muskelkrampf durch Sitzbäder, Cremes, Zäpfchen, eventuell sogar mit einer Durchtrennung des Muskels zu heilen. Mit Botulinumtoxin steht erstmals ein gezielt wirksames Medikament zur Verfügung. Pro Behandlung ist höchstens eine halbe Ampulle notwendig. Der Arzt spritzt kleine Mengen des Medikaments direkt in den Schließmuskel des Afters. Die schmerzlindernde Wirkung ist nach wenigen Tagen spürbar und hält etwa vier Wochen an; in 80 Prozent der Fälle erfolgt dann die Abheilung der Fissur. Bei fehlendem Erfolg kann die Behandlung wiederholt werden; üblich ist jedoch nur eine einmalige Therapie.

Neue Anwendungen

Manche Darmchirurgen sind dazu übergegangen, BTX auch vor und nach anderen Operationen am After zu spritzen. Sie beugen damit dem Schließmuskelkrampf vor, der nach vielen Darmoperationen starke Schmerzen und Wundheilungsstörungen verursacht. Da die Risiken der Anwendung am After sehr gering sind, lohnt sich ein Behandlungsversuch.