Verkrampfung oder Krampf von Muskeln
Im Alltag bemerken gesunde Menschen kaum, wie viele Menschen mit Nerven- und Muskelkrankheiten es gibt. Wer aber daran erkrankt ist, scheut oft die Öffentlichkeit, weil er angestarrt wird und ihm ein normaler Alltag fast unmöglich ist. Botulinumtoxin hat die Lebensqualität von Vielen entscheidend gebessert. Da Botulinumtoxin A zur Behandlung vieler Nerven- und Muskelkrankheiten als Medikament zugelassen ist, sollten Sie,wenn Sie betroffen sind, sich an Ihre Krankenkasse wenden und gemeinam mit ihr die Kostenfrage klären. Mit dem Attest Ihres Arztes besteht eine realistische Chance auf eine Kostenerstattung.
Spastik
Spastik bedeutet Verkrampfung oder Krampf von Muskeln. Bei dieser Krankheit kommt es zu lang andauernden, sehr unangenehmen Muskelzuckungen und Krämpfen, oft nach schweren Verletzungen des Gehirns oder Rückenmarks. Auch durch Multiple Sklerose oder einen Hirnschlag können spastische Beschwerden entstehen. Spastik ist quasi ein „Zuviel“ und „Zur falschen Zeit“ an Muskelaktivität, weil vom Rückenmark unkontrolliert Nervenimpulse auf die Muskeln abgefeuert werden.
Die Ursache liegt darin, dass Rückenmarksreflexe nicht mehr vernünftig durch übergeordnete Nervenzentren kontrolliert werden – wie bei einer komplizierten Maschine, deren Steuerungscomputer ausgefallen ist. Es gibt einige Medikamente in Tablettenform, welche die veränderten Muskeldehnungsreflexe gut dämpfen. Andere Medikamente wirken direkt muskelentspannend. Nicht selten muss aber eine medikamentöse Behandlung beendet werden, weil die Nebenwirkungen zu ausgeprägt sind: So kann es zum Beispiel zu verstärkter Müdigkeit und Benommenheit oder gar zu einer generalisierten Muskelschwäche kommen, die zur Instabilität der gelähmten Extremität führen kann. Vor etwas 15 Jahren änderte sich für viele spastisch Kranke das Leben zum Besseren, als Botulinumtoxin zum Medikament wurde. Neben BTX A wird auch BTX B und das kürzer wirkende BTX F zur Behandlung verwendet. Die Wirksamkeit wurde in einer Vielzahl von Studien systematisch untersucht und belegt. Der größte Nachteil von Botulinumtoxin bei Spastik liegt darin, dass nur eine begrenzte Anzahl Muskeln damit behandelt werden kann –schließlich können nicht alle Muskeln gleichzeitig gedämpft werden.
Die Ziele der Behandlung mit Botulinumtoxin sind in erster Linie die Erleichterung der Pflege, die Schmerzlinderung und die Vorbeugung von Infektionen der Haut. Auch Gelenkschäden wird vorgebeugt, die durch die ständigen schweren Gelenkfehlstellungen entstehen können. Es ist leicht einsehbar, dass die Botulinumtoxin-Behandlung bei den oft sehr kranken spastisch gelähmten Menschen nur Teil eines umfassenden Therapiekonzepts sein kann. Die Betreuung in einem spezialisierten Zentrum ist daher in den meisten Fällen anzustreben. Eine gleichzeitige krankengymnastische Behandlung ist auch deshalb sehr empfehlenswert, weil die Wirkung von BTX durch Muskeltraining gefördert werden sollte.
- Maschine oder Mensch – wenn die Steuerung nicht funktioniert, gibt es Probleme.
- Die Behandlung mit Botulinumtoxin kann für spastisch Gelähmte immer nur Teil eines umfassenden Therapiekonzepts sein.