Naturmedizinische Behandlungen - Mayr-Kur
Der österreichische Arzt Dr. Franz Xaver Mayr (1875 - 1965) sah in einem chronischen Darmschaden das Zivilisationsleiden Nummer 1 und die Ursache vieler chronischer Leiden. Die Kraft und Gesundheit eines Baumes liege bekanntlich nicht in seinen Ästen und Zweigen, sondern in seinen Wurzeln! Dementsprechend stamme die biologische Kraft eines Menschen auch nicht aus seinen Armen und Beinen, sondern aus seinem „Wurzelsystem“, dem Verdauungstrakt. Den Darm sah Mayr als unser Zentralorgan für Kraft, Energie und Gesundheit an. Er verarbeitet die aufgenommene Nahrung, nimmt über die wurzelartigen Schleimhautausbuchtungen die lebenswichtigen Nährstoffe auf und beliefert damit jede einzelne der rund 70 Billionen Zellen des Körpers.
Weiterhin scheidet er unverdaute Nahrungsbestandteile aus, gibt Gifte und Abbauprodukte des Stoffwechsels über seine Schleimhaut ab und hat so eine lebenswichtige Bedeutung für uns. Störungen des Verdauungsapparates führen nach Mayr zwangsläufig zu Störungen und Veränderungen des Gesamtorganismus. Wie sich bei einer Pflanze Störungen im Wurzelwerk auf Zweige, Blüten, Blätter und Früchte auswirken, so haben Fehlleistungen des menschlichen Verdauungstraktes früher oder später negative Folgen für den ganzen Körper. Chronische Müdigkeit, Nervosität, Kopfschmerzen und Migräne, Haut leiden, Allergien, rheumatische Beschwerden, Gelenkleiden und viele andere Krankheiten können nach Mayr ganz wesentlich mit einem chronischen Darmschaden zusammenhängen.
Was heißt vegetativ?
Vegetativ bedeutet „das vegetative Nervensystem betreffend“. Dieses wiederum wird auch als autonomes Nervensystem bezeichnet. Es umfasst also alle Nervenzellen, die selbstständig arbeiten, ohne Willen oder Bewusstsein des Menschen. Das vegetative Nerven -system regelt lebenswichtige Körper -funktionen wie Atmung, Verdauung oder Stoffwechsel. Seine übergeordneten Zentren liegen im Gehirn. Die Kneipp-Therapie trägt dazu bei, diese Körperfunktionen zu regulieren und Störungen zu beseitigen.
Was der Darm nicht mag
Die Ursache des Darmschadens sah F. X. Mayr in unseren falschen Ernährungsgewohnheiten: Wir essen zu viel, zu oft, zu schnell, zur falschen Zeit und kauen unsere Nahrung nicht genügend. Wesentlich ist auch die fehlende Berücksichtigung des Biorhythmus unseres Verdauungsapparates. Mayr ging davon aus, dass der Verdauungstrakt „mit den Hühnern aufsteht und auch mit ihnen schlafen geht“. Das heißt, die Verdauungsorgane beginnen ihre Aktivität in den frühen Morgenstunden, erreichenihr Leistungsmaximum am Vormittag, um dann bis zum frühen Abend ihre Arbeit weitgehend einzustellen. Die Verdauungsleistung ist demnach morgens am höchsten und abends sowie in der Nacht am geringsten. Traditionell ist bei uns das Mittagessen die Hauptmahlzeit.
Bei immer mehr Menschen fällt sie jedoch berufsbedingt auf den Abend. Oft wird schnell und in Hektik gegessen, gekaut wird nur unzureichend. Der nur schlecht zerkleinerte und eingespeichelte Nahrungsbrei gelangt so in einen nicht optimal auf Verdauungsarbeit eingestellten Magen-Darm-Trakt, verbleibt dort viele Stunden, ohne verdaut zu werden. Da durch zersetzt sich der Nahrungsbrei, Fäulnis- und Gärungsstoffe bilden sich, die den Darm im Laufe der Zeit direkt schädigen können. Denn nach einer ersten Phase der Reizung erschlafft der Darm immer mehr. So verbleibt der Nahrungsbrei immer länger im Bauchraum, und die laufend gebildeten Fäulnis und Gärungssubstanzen nehmen zu. Sie schädigen den Darm immer weiter, insbesondere den Dünndarm, der weiter erschlafft – ein Teufelskreis.
Sie werden außerdem ins Blut aufgenommen und belasten das zentrale Entgiftungsorgan Leber. Im Bindegewebe und später auch in den Organen werden sie abgelagert. Der Bauch wird durch Gase aufgetrieben, seine Form ändert sich und damit auch die Körperhaltung. Das wiederum wirkt sich auf die Wirbelsäule aus und kann Kreuzschmerzen auslösen. Durch reichliches Trinken während der Mahlzeiten – wie in unserem Kulturkreis üblich – werden die Verdauungssäfte verdünnt, was den Verdauungsvorgang zusätzlich negativ beeinträchtigt.
Die kurzen Zeitintervalle zwischen den häufigen Nahrungsaufnahmen sowie schwere und obendrein schlecht gekaute und zerkleinerte Nahrungsmittel berauben den Dünndarm der Möglichkeit, sich selbst zu reinigen. Seine Schleimhäute werden niemals ganz sauber, schwer verdauliche Nahrungsreste hängen in den Schleimhautfalten des Darms und produzieren während ihrer langsamen Zersetzung kontinuierlich schädliche Substanzen. Es kommt zur dauernden Bildung und Aufnahme von Fäulnis- und Gärungsgasen, der „Selbstvergiftung aus dem Darm“.
Die Diagnostik nach Mayr ist eine gründliche körperliche Untersuchung ohne technischen Aufwand. Der Mayr-Arzt untersucht Form und Beschaffenheit des Bauchs und Brustkorbs, die Körperhaltung, Spannkraft und Aussehen der Haut, Schleimhäute, Haare und Nägel, Zunge, Augen und anderes nach speziellen Untersuchungskriterien. Darauf aufbauend, wird eine individuell auf den Gesamtzustand sowie auf private und berufliche Belange abgestimmte Mayr-Kur durchgeführt. Viele Menschen verbinden mit der „Mayr-Kur“ leider eine einseitige „Milch-Semmel-Diät“, die man einfach selbsttätig und ohne qualifizierte ärztliche Anleitung durchführt. Die Wirkung einer derart missverstandenen Pseudo- Kur ist meist verheerend. Daher müssen Mayr-Kuren ambulant oder stationär von einem Mayr-Arzt individuell konzipiert werden. Die grundlegenden Therapiegedanken und Säulen der Mayr-Therapie sind hierbei Schonung, Säuberung, Schulung – die drei S nach Mayr.
Schonung war und bleibt auch weiterhin in jedem Krankheitsfall die wichtigste und erste Maßnahme. Eine maximale „Schonung des Verdauungstrakts“ wird über das Teefasten erreicht, das aber aus medizinischen, privaten und beruflichen Gründen nicht einfach bei jedem durchgeführt werden kann. Ein modifiziertes Fasten ist mittels Milch-Semmel-Diät möglich, aber auch mit anderen Lebensmitteln, zum Beispiel Kartoffeln plus Quark oder Reisschleim. Ziel ist hierbei, durch eintönige und leicht verdauliche Ernährung über einen festgelegten Zeitraum einen Schoneffekt zu erzielen, wobei aber keine Mangelerscheinungen auftreten sollen. Die milde Ableitungsdiät ist eine speziell konzipierte und auch im Alltag über lange Zeit durchführbare Ernährungsform, die den Mayr-Prinzipien Rechnung trägt. Durch tägliche Einnahme von Bitter-, Glauber, - oder Karlsbadersalz während der Kur erfolgt eine SÄUBERUNG des Verdauungstrakts. Unterstützt wird diese durch eine Trinkkur mit Wasser, Mineralwasser oder Kräutertees, wobei die gesteigerte Flüssigkeitszufuhr auch die Entgiftungsfunktion der Nieren anregt. Je nach Befund wird der Mayr-Arzt außerdem Mineralien und Vitamine verabreichen und bei Bedarf pflanzliche oder homöopathische Heilmittel zur Unterstützung der Ab- und Ausleitungsorgane anwenden.
Zur Schulung gehören Kau- und Esstraining, Rückgewöhnung an reichhaltiges Trinken bekömmlicher Flüssigkeiten und Umstellung auf eine vernünftige, gesunde Ernährungs- und Lebensweise. Besonders wichtig für den Kur erfolg ist die regelmäßig vom Mayr-Arzt durch - zu führende manuelle Bauchbehandlung. Das ist eine spezielle Technik zur Wieder-Ertüchtigung des trägen Darms, eine Art „Darmgymnastik“, mit welcher der gesamte Bauchraum entstaut und die Darmfunktion angeregt wird. Unter stationären Bedingungen dauert eine Mayr- Vollkur vier Wochen, eine normale Wiederholungs- kur in der Regel drei Wochen. Ambulant sollte sie sich über rund sechs Wochen erstrecken. Die Behandlung nach Mayr ist eine tief greifende naturheilkundliche Behandlung zur aktiven Krankheitsvorsorge und Therapie bereits eingetretener Schädigungen. Als positives Nebenprodukt kommt es bei Über gewichtigen meistens zu einer deutlichen Gewichtsreduktion, die gerade bei Krankheiten des Rheumatischen Formenkreises zur Entlastung des Stütz- und Bewegungsapparates erwünscht ist.
Altes Wissen neu entdeckt
- „Eure Heilmittel sollen Nahrungsmittel und eure Nahrungsmittel Heilmittel sein.“, Paracelsus, deutscher Arzt, Naturforscher und Philosoph (1493 - 1541)
- „Die Gifte aus dem Darm sind es, die den Menschen krank, alt und hässlich machen!“, Dr. Franz Xaver Mayr (1875 – 1965)
- Weißbrot ist meist ein Teil der Mayr-Diät