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Kein Leistungsdruck im Bett! – Versagensängste

Fallbeispiel: Ein junger Mann kommt auf Empfehlung eines Bekannten in die Sexualsprechstunde. Nach einer sehr sachlichen Vorstellung bricht es aus ihm heraus: Er traue sich nicht, mit seiner Freundin zu schlafen. Sie hat ihm unter Tränen heftige Vorwürfe gemacht, dass er sie nicht liebe. Sie haben eine Wochenendbeziehung und wenn sie freitags ins Bett gehen, fühlt er sich immer mehr unter Druck und mit der Angst behaftet, sie wieder zu enttäuschen. Er merkt schon beim Ausziehen, wie die Erektion verschwindet. Seine Freundin oder er müsse den Penis manuell stimulieren, damit er eingeführt werden kann.

Nach wenigen Bewegungen kommt schon der Samenerguss oder die Erektion gehe ohne Orgasmus zurück. Dies ist seit einiger Zeit schlimmer geworden, obwohl seine Morgenerektionen gleich stark geblieben sind. Auch sich selber kann er durch Phantasien bis zum Orgasmus stimulieren. Das Merkwürdige ist, so der junge Mann, dass er bei flüchtigen Bekanntschaften stets eine lang anhaltende Erektion und keinen vorzeitigen Samenerguss gehabt hatte. Sexuell wirkt seine Freundin sehr attraktiv auf ihn, er hätte nie gedacht, dass er als Durchschnittstyp so ein Mädchen abbekäme und möchte alles tun, um sie zu halten.

Therapie

Ideal wäre, auch die Sicht der Freundin von ihr selber zu hören, sie lehnt jedoch eine Teilnahme an Gesprächen ab, da sie sich als „normal empfindende“ Frau bezeichnet und ihr Freund, nicht sie, Hilfe benötige. In einer sich über drei Monate erstreckenden Sexualpsychotherapie werden mit dem jungen Mann seine Wünsche und Vorstellungen von Sexualität besprochen. Es wird ihm klar, dass seine Angst, seine Freundin könne ihn verlassen, groß ist. Um sie nicht zu enttäuschen, versucht er, der perfekte Liebhaber zu sein. Damit setzt er sich enorm unter Leistungsdruck und verdrängt seine eigenen Wünsche. Er muss neu lernen, seinen Körper und seine Geschlechtsorgane mehr anzunehmen und seiner Partnerin zu sagen, wann er Lust hat und wann nicht. Übungen zur Selbststimulation und zum Hinauszögern des Samenergusses machen ihm Mut.

Gegen Erektionsstörungen und vorzeitigen Samenerguss in Verbindung mit Versagensangst nimmt er Silicea C12, später zusätzlich Aconitum C12 und Phosphorus C6. Darüber hinaus nimmt er das homöopathische Kombinationsmittel Testis compositum. Am Ende der Therapie berichtet er von einem neuen Zusammenkommen mit seiner Freundin, mit der er sich jetzt in jeder Beziehung besser verstehe.

Kein Leistungsdruck im Bett! – Versagensängste

Leistungsdruck und Verunsicherung quälen so manchen Menschen: Was muss ich tun und wie lange muss ich es bringen, um ein richtiger Mann zu sein? War seine frühere Partnerin besser im Bett als ich? Ich habe gehört, J. kann es immer noch dreimal hintereinander, das schaffe ich seit Jahren nicht mehr! Wer Erektionsstörungen erlebt oder Schwierigkeiten hat, einen Orgasmus zu bekommen, gerät meist in einen Teufelskreis: Die Angst vor einem erneuten Versagen erzeugt einen großen seelischen Druck. Je mehr man sich unter Druck setzt und je mehr man sich auf das Funktionieren des Körpers konzentriert, anstatt die sexuellen Empfindungen zu genießen, desto verkrampfter wird die Situation. Dann kann es – trotz allem Verständnis und liebevoller Zuwendung durch den Partner oder die Partnerin – zu Erektionsproblemen oder Orgasmusstörungen kommen. Dieser Teufelskreis von Leistungsansprüchen und Versagen kann in einer Psychotherapie oder Sexualtherapie allein oder mit Partner oder Partnerin besprochen werden. Lernziel ist die Achtung vor dem Körper und den Geschlechts - Organen.

Eine Möglichkeit dazu ist der genannte „Brief des Penis an den Mann“ beziehungsweise der „Brief des Körpers an die Frau“. Dieser Brief ist ein Instrument, mit dem Sie herausfinden können, wo Sie sich überfordern. Überlegen Sie sich in einer ruhigen Minute, was Sie gerne anders haben möchten. Setzen Sie sich mit den Bedürfnissen ihres Körpers auseinander. Sie werden überrascht sein, wie groß das Spektrum menschlicher Sexualität ist.

Akzeptieren Sie, dass es Zeiten gibt, in denen auch Paare in guten Beziehungen keinen Sex miteinander haben, weil andere Dinge im Vordergrund stehen. Auch zeitweise ohne Sex kann ein Mann ein „ganzer Kerl“ sein, wenn er die Facetten von Körperlichkeit an sich und seiner Partnerin kennen lernt. Versuchen Sie, Erektionen und Lustgefühle zu genießen, ohne sie zwangsläufig als Aufforderung zum Geschlechtsverkehr zu verstehen. Es ist eine spannende Erfahrung, Tage dazwischenzuschalten, an denen das Paar selbst beschließt, Körperkontakt zu genießen, ohne Sex zu haben – auch wenn Lustgefühle entstehen!