Sexualität im Alter: Sex mit grauem Haar – wunderbar!
Sex im Alter ist schon lange kein Tabuthema mehr. Was früher als unschicklich oder gar ungesund galt, ist heute als Tatsache allgemein akzeptiert: Sexualität findet auch im Alter ihren Platz im Leben – auch wenn es nach wie vor vielen Senioren schwer fällt, den Wunsch nach körperlicher Liebe und Sex zu äußern. Viele, zum Teil anonyme Befragungen zeigen, dass die Hälfte der Männer und Frauen über 65 Jahre regelmäßig sexuell aktiv sind oder es sein wollen. Während Nachrichten über Männer wie Charlie Chaplin, die im hohen Alter noch einmal Vater wurden, eher Bewunderung hervorrufen, löst die Vorstellung einer sexuell aktiven älteren Frau nach wie vor bei vielen Menschen Unbehangen aus. Nichtsdestotrotz geben zwei Drittel der älteren Frauen an, Sex mit ihrem Partner zu genießen und Orgasmen zu erleben. Da das Rollenverhalten der älteren Generation noch sehr ausgeprägt ist, geht die Initiative in etwa drei Viertel der Fälle vom Mann aus, während sich die Frau eher abwartend verhält. Liebesbeziehungen im Alter über 60 Jahre kranken zuerst einmal an der Zusammensetzung der Bevölkerung.
Ungefähr 80 Prozent der Männer zwischen 60 und 69 Jahren haben eine feste Partnerin, von den gleichaltrigen Frauen hingegen lebt jede zweite – meist bedingt durch den Tod des Ehemannes oder des Partners – allein. Dieses Ungleichgewicht verschiebt sich mit zunehmendem Alter noch mehr. Viele ältere Frauen leben also allein, so dass manche Fragen nach ihrem Liebesleben eher hypothetischer Natur sind. Über 60 und frisch verliebt Laut einer Studie möchten etwa die Hälfte der weiblichen Singles über 60 Jahre gerne (wieder) eine Beziehung mit einem männlichen Partner eingehen.
Viele von ihnen sind auch an erotischer Liebe interessiert, andere an freundschaftlichem Kontakt mit Treffen zum Spazierengehen, zu kulturellen Veranstaltungen und sportlichen Aktivitäten. Der Wunsch nach einer – ob intimen oder kameradschaftlichen – Beziehung rüttelt aber an gesellschaftlichen Konventionen und viele ältere Menschen machen sich Gedanken darüber, was die (längst erwachsenen) Kinder oder gar die Nachbarn sagen. Wenn Sie diese Bedenken hegen, sollten Sie Ihre Kinder oder Ihnen nahe stehenden Menschen einfach einmal darauf ansprechen. Vielleicht sind Ihre Sorgen ja völlig unbegründet.
Etwa jedes zweite Paar, das sich im Alter findet, heiratet auch. Die meisten entschließen sich dazu, weil sie ihre Liebe und Zuneigung durch das Eheversprechen am besten ausdrücken können und es so am besten genießen, für einander da zu sein. Andere Paare entschließen sich, nicht zu heiraten. Häufig genannte Gründe dafür sind Furcht vor gegenseitiger Abhängigkeit, die Angst, bald zur Krankenpflege herangezogen zu werden oder die immer noch vorhandene innere Bindung an den verstorbenen Partner oder die verstorbene Partnerin. Viele Frauen lehnen es schließlich ab, die Hausarbeit im gemeinsamen Haushalt übernehmen zu müssen. Viele – Männer wie Frauen – legen Wert darauf, die eigene Wohnung zu behalten. Besonders Männer fürchten finanzielle Abhängigkeit in einer neuen Ehe. Auch der Verlust von Renten spielt bei beiden Geschlechtern eine Rolle.
Welche Probleme treten auf?
Es liegt auf der Hand, dass sexuelle Probleme im Alter häufiger auftreten als in jungen Jahren. Laut einer Umfrage beenden zwei Drittel der Männer in langjährigen Ehen ihr Liebesleben mit 68 Jahren. Die Hauptgründe sind zu 40 Prozent Impotenz, zu 23 Prozent Krankheit und zu 15 Prozent Verlust des Interesses an Sex generell oder an Sex mit der Partnerin. In den wenigsten Fällen ist es also eine freie Entscheidung, die zur Aufgabe der sexuellen Aktivität führt. Ein Drittel der befragten Partnerinnen erlebten dies als negativ, 57 Prozent als teils gut – teils schlecht und nur 12 Prozent waren mit der Beendigung der sexuellen Begegnungen zufrieden.
Partnerschaftsprobleme führen vorwiegend bei Frauen in einem nicht geringen Ausmaß zum sexuellen Rückzug. Männer können offenbar Partnerschaftsprobleme besser von der Sexualität in ihrer Ehe trennen. Tatsächlich haben nur sehr wenige ältere Ehefrauen gar keine Lust mehr auf Sex und nur ein geringer Prozentsatz gibt an, unter körperlichen Problemen wie Schmerzen beim Geschlechts verkehr oder Harnträufeln zu leiden. Interessant ist auch, dass ältere Frauen offensichtlich seltener unter Orgasmusschwierigkeiten leiden als junge Frauen.
Umso frustrierender ist es, wenn der Partner im Alter keine sexuellen Avancen mehr macht. Wenn es mit dem Sex nicht mehr klappt, ziehen sich oft beide Partner ganz zurück und lassen auch zärtliche Liebkosungen oder Streicheleinheiten nicht mehr zu. Verhält sich nur der Eine so, wird dies oft vom Anderen als zurückweisend und verletzend empfunden. Um über sexuelle Dinge reden zu können, fehlt vielen Partnerschaften die Offenheit. Vor allem Frauen empfinden die Bereitschaft zum Gespräch oftmals als ein Zeichen der Liebe und Intimität und werten das Abblocken bestimmter Gesprächsthemen als Liebesentzug.
- Auch im Alter sehnen sich Menschen nach Körperlichkeit.
- Was der Nachbar denkt, ist nicht so wichtig.
- Anders, aber nicht schlechter, die Sexualität des älteren Mannes-
- Meist bleibt die Lust bestehen.
- Rückzug kann verletzen.
Fallbeispiel
Ein 67-jähriger Mann ist mit einer 21 Jahre jüngeren Frau verheiratet. Seit 15 Jahren schon hat er Erektionsprobleme. Seit einiger Zeit haben sich die Probleme verschärft. Dies hat zu erheblichen Eheschwierigkeiten geführt. Die Partnerin beschreibt er als sehr häufig gereizt, was er, ohne seine Frau zu fragen, auf mangelnde sexuelle Zufriedenheit zurückführt. „Meine Frau ist ständig frustriert und lässt es an mir aus.“ Er setzt sich unter erheblichen Leistungsdruck, da er von sich lang anhaltende Erektionen wie in seiner Jugend erwartet. Er meint, dass sexuelle Befriedigung sein eheliches Glück zurückbringt. Die Ehefrau steht dem Besuch ihres Mannes in der Sexualberatungsstelle eher misstrauisch gegenüber. Auch er will sie zunächst nicht bei dem Gespräch dabei haben, da er meint, sein Problem selbst lösen zu müssen.
Therapie
Nach dem ersten Einzelgespräch entschließt sich das Paar, das Problem doch gemeinsam anzugehen. Beide müssen akzeptieren lernen, dass sich sein Körper verändert hat und ihm Leistungen wie in der Jugend nicht abverlangt werden können. Im Rückzug kann verletzen Laufe des Gespräches stellt sich heraus, dass die Frustration der Ehefrau durchaus nicht nur, wie er vermutet hatte, am fehlenden Sex lag. Diese Erkenntnis nimmt auch ihm den ungeheuren Druck, ein „jugendlicher Liebhaber“ sein zu müssen. Offenheit und gegenseitiges Akzeptieren der Wünsche und Vorstellungen sind Ziel der Gespräche. Es wird vereinbart, dass das Paar Zeiten für die Beziehungspflege festsetzt, in denen sie lernen, sich auszusprechen. Die anfängliche Ablehnung, da dieses Vorgehen sehr stundenplanmäßig und künstlich wirkt, verliert sich, als sich recht bald die ersten Erfolge einstellen. Um sexuell wieder fitter zu werden, nimmt der Patient Testis compositum, Cerebrum compositum und Zincum metallicum. Galium-Heel dient während der ersten vier Wochen der Entgiftung und Regeneration.
Probleme im Alter: meist körperlicher Art
Erektionsprobleme und Impotenz sind im Alter ein weit verbreitetes Phänomen. Bei vielen Männern nimmt auch das Interesse am Sex ab. Meist liegen körperliche Ursachen – Spätfolgen von Grunderkrankungen oder allgemeine Alterserscheinungen – zugrunde. Vielfach ist es aber auch der Leistungsdruck, unter den sich viele Männer setzen, oder die Angst, impotent zu sein und als Versager dazustehen. Zu einer befriedigenden Sexualität gehört dazu, dass Sie akzeptieren, dass sich Ihr Körper verändert hat: Im Alter dauert es sehr viel länger und bedarf meist größerer Stimulation, bis sich eine Erektion einstellt. Das ist normal und kann durchaus positiv sein: Wenn Sie bisher schneller als Ihre Partnerin einen Orgasmus bekamen, sind Sie jetzt vielleicht eher synchron. Die Erektion klingt nach dem Orgasmus meist sehr rasch ab.
Die Refraktärzeit, also die Zeit, die der Mann benötigt, um wieder erregbar zu sein, ist wesentlich länger als in jungen Jahren und kann Stunden oder auch Tage dauern. Wie für viele Dinge des Lebens, so gilt auch für Sex: Auf das Training kommt es an. Das gilt sowohl für die innere Bereitschaft als auch körperlich: Wer im Alter sexuell aktiv bleibt, trainiert das Zusammenspiel von Hormonen, Nerven und den Muskeln des Beckens und kann körperliche Empfindungen unbeschwerter genießen. Und nicht nur das: Es gibt Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass ein aktives Sexualleben allgemein fit hält und gut für die Gesundheit ist.
- Wenn die Partnerin jünger ist, kommt oft Leistungsdruck ins Spiel.
- Wer sexuell aktiv ist, bleibt länger fit und gesund.