Spaß am Sex neu entdecken - Fallbeispiele und Therapien
Viele Menschen in unserer Gesellschaft sehnen sich nach häufigerem und intensiverem Sex. Sie möchten ihre Phantasien ausleben und durch ihr Liebesleben gelegentlich vom Alltag entrückt werden. Woran liegt es, wenn das nicht so klappt? Alter, bestimmte Krankheiten oder Stress und Überforderung können das Sexualleben belasten. Unterschiedliche Vorstellungen oder unausgesprochene Wünsche können ebenfalls dahinter stecken. Mit Geschick und Geduld können diese Schwierigkeiten überwunden werden. Gespräche zeigen, inwieweit Sie und Ihre Partnerin oder Ihr Partner andere Bedingungen brauchen, um Sex genießen zu können.
Klären Sie Meinungsverschiedenheiten und versuchen Sie, Stress zu verringern! Gehen Sie zum Arzt und lassen Sie sich auf allgemeine Erkrankungen testen. Das sind wichtige Schritte zu einem erfüllten Sexualleben.
Fallbeispiel
Andreas ist 20, als er nach einer Krampfaderoperation am Hoden zur Weiterbehandlung in die urologische Sprechstunde überwiesen wird. Er berichtet, dass er, solange er denken könne, Angst gehabt habe, er würde sexuell versagen. obwohl Lustgefühle vorhanden waren, mied er daher Körperkontakt mit Mädchen bis zum Alter von 19 Jahren. Auf Initiative seines damaligen Bekannten kam es zum ersten Intimkontakt, wobei er schreckliche Angst hatte, das Mädchen nicht befriedigen zu können. Da sie schon einen Freund gehabt hatte, fühlte er sich wie „auf dem Prüfstand“. Der Versuch endete mit einem vorzeitigen Samenerguss, zum Geschlechtsverkehr kam es nicht mehr. obwohl das Mädchen dies nicht tragisch nahm, endete die Freundschaft kurz danach. Auch bei der nächsten Freundin habe er enorm unter Leistungsdruck gestanden, es sich jetzt endlich zu beweisen. So kam es dazu, dass seine Erektion bereits vor Einführen des Glieds verschwand. Allein wenn er sich selbst stimuliere, habe er eine feste und dauerhafte Erektion, wie auch morgens beim Erwachen.
Therapie
Die Tatsache, dass Andreas morgendliche Erektionen hat, zeigt, dass bei ihm vermutlich keine organischen Ursachen vorliegen. Viel mehr scheinen ihm seine Angst zu versagen und der Leistungsdruck, unter den er sich selber stellt, im Weg zu stehen im Vordergrund steht daher die Psychotherapie. Die Gespräche helfen ihm, ein natürliches Verhältnis zu Sex und zu seinem eigenen Körper zu bekommen. In der nächsten Zeit soll Andreas auf Sex bewusst verzichten. Selbstbefriedigung ist jedoch erlaubt. Im Vordergrund sollen dabei das Erkunden des eigenen Körpers und die Selbststimulation stehen. Der Patient lernt, den Samenerguss zu verzögern und nach dem Samenerguss noch einmal zu starten. Erst wenn dies für Andreas befriedigend klappt, sollte er ohne Angst den sexuellen Kontakt suchen. Zu lernen, nur dann miteiner Partnerin zu schlafen, wenn auch er es wirklich will, macht ihm anfangs große Schwierigkeiten, lässt sich mit etwas Übung aber realisieren. Begleitend wünscht sich Andreas eine homöopathische Therapie: Gegen Erektionsstörungen und vorzeitigen Samenerguss bekommt Andreas Lycopodium C12. Bei großer Angst zu versagen nimmt er zusätzlich Aconitum C12.
Fallbeispiel
Der 46-jährige Erich kommt mit seiner Frau in eine medizinischpsychologische Sexualberatung. Sie sind, wie beide sagen, über 20 Jahre glücklich verheiratet. Im Beruf und in der Familie bestehen keine Probleme. Erich hat jedoch seit einigen Jahren zunehmend Depressionen. Behandlungen mit Antidepressiva, die ein Nervenarzt verschrieb, haben dies nicht verbessert. Parallel dazu leidet er an Potenzstörungen. Sogar die früher selbstverständlichen morgendlichen Erektionen fühlt er seit einigen Monaten nicht mehr. Sein Befinden und seine Laune leiden zudem noch unter anhaltender Schlaflosigkeit. Seine Frau macht sich Sorgen: Am meisten bedrückt sie seine ständige „Versagensstimmung“. Geschlechtsverkehr vermisst sie gelegentlich, da ihr dadurch das Gefühl vermittelt wird, zusammenzugehören. Sie wäre bereit, sich mit wenig und selten Sex zu arrangieren, ihr Mann jedoch fühle sich ohne sexuelle Gefühle als Versager.
Therapie
Das Partnergespräch steht am Anfang. Erst wenn Erich seine Erektionsstörung relativiert, als lösbar begreift und anerkennt, dass Sex nur ein Aspekt der Partnerschaft ist, kann die Behandlung greifen. Die Geschlechtshormonkonzentration ist bei Erich zu niedrig, wie bei vielen Patienten in seinem Alter. Zur Anhebung des Geschlechtshormonspiegels und zur Steigerung seiner Lustgefühle wird Testis compositum und Coenzyme compositum empfohlen, zusätzlich jeden Tag 400 mg Vitamin E. Gegen Traurigkeit kombi-niert mit Schlaflosigkeit und Selbstvorwürfen spricht er gut auf Ignatia C6 an. Abends lässt ihn eine Dosis Ignatia C30 leichter ein-schlafen. Nach zwei Wochen erhält der Patient gegen seine Versa-gensängste Lycopodium C6, das zusammen mit der Gesprächstherapie erste Erfolge bewirkt.