Alkoholmissbauch und Alkoholismus am Arbeitsplatz
Sporadischer Alkoholmissbrauch bis zu schweren Formen des Alkoholismus betreffen alle sozialen Milieus und in Unternehmen genauso Manager wie normale Arbeitnehmer. Für Unternehmen sind Mitarbeiter mit Alkoholproblemen eine große Herausforderung. Rund ein Viertel aller Arbeitsunfälle gehen auf das Konto der Alkoholsucht. Auch Probleme wie häufige Krankschreibungen, unerlaubtes Fernbleiben oder ein schlechtes Betriebsklima sind negative Aspekte. Problematisch ist die Alkoholsucht auch aus Sicht der Unternehmen beim Arbeitsrecht.
Schon im Jahr 2011 hat das Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz in Mainz einer Arbeitnehmerin Recht gegeben, die gegen ihre fristlose Kündigung geklagt hat. Das Gericht stellte fest, dass man der Frau zuerst eine Chance auf einen Entzug geben musste, bevor man sie kündigt. Alkoholmissbrauch und Alkoholismus sind als Krankeheiten anerkannt, deshalb betreffen die Kündigungen thematisch oft die Arbeitsumstände durch die Sucht, wie das unerlaubte Fernbleiben von der Arbeit.
Neben den gravierenden psychischen Auswirkungen der Alkoholsucht sind viele körperliche Folgeschäden für die Betroffenen bekannt, die fast alle Organe betreffen können. Die schlimmsten Diagnosen sind Leberzirrhose oder Kehlkopf- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit nimmt bei einem Mann mit rund 70 Kilogramm bei einem Liter Bier und ein zwei Gläser Wein bereits ab. Ab ca. 0,5 Promille kommt es zu Verhaltensveränderungen wie veränderte Kritikfähigkeit. Ab diesem Promillewert geht man heute davon aus, dass auch die Konzentrationsfähigkeit darunter leidet.
Man versucht neben den bekannten stationären Suchttherapien immer mehr die Hausärzte einzubinden, um nach einer Entgiftung, eine ambulante Betreuung mit einer persönlichen Bezugsperson langfristig aufzubauen. In professionell geführten Unternehmen spielen Gesamtkonzepte zur Suchtprävention eine wichtige Rolle. Gerade kleinere Unternehmen des Mittelstandes tun sich mit dem Thema Süchten am Arbeitsplatz noch etwas schwer. Für die Betroffenen selbst gibt es eine Reihe an gemeinnützigen Organisationen, die allerdings auch ihre eigenen Denk- und Suchtpräventionskonzepte haben. Nicht jeder Alkoholsüchtige muss sich in einer Organisation richtig aufgehoben füllen. In jeder Stadt und Gemeinde gibt es heute Ansprechpartner für Alkoholbetroffene und Arbeitgeber. Viele Präventionsangebote bieten die Krankenkassen – auch zum Umgang mit Alkohol in Unternehmen. Handlungsempfehlungen findet man, durch das Bundesgesundheitsministerium unterstützt, im Rahmen des EWA-Projekts, an dem 12 europäische Länder beteiligt waren. Ein Kompetenzzentrum ist die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Hamm. Hier findet man alle Informationen, wie die aktuellen Projekte und Kampagnen zu Suchtfeldern.
Grundsätzlich gehören Alkoholprobleme in die Hände von Therapeuten. Es gibt vielfältige Therapieangebote, die in spezialisierten Suchtkliniken meistens über sechs Wochen und mehr gehen. Naturheilmittel werden nach einer professionellen Therapie meistens begleitend zu Symptomen wie nervöser Unruhe, Schlafstörungen oder Ängsten eingesetzt. Nicht unproblematisch bei der Arbeit sind schulmedizinische Präparate wie Antidepressiva, die gerne bei Alkoholikern nach der Entgiftung eingesetzt werden. Sie haben zahlreiche Nebenwirkungen, die sich auch auf die Arbeit auswirken können, so zum Beispiel bei der Bedienung von Maschinen oder bei gefährlichen Arbeiten. Unter den Medikamenten kann auch die Konzentrationsfähigkeit und Kreativität leiden.