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Karpaltunnelsyndrom – Taube Hände und kribbelnde Finger

Mitarbeiter am PC © pure.passion.photo, Fotolia.com

Eine oft vorkommende Erkrankung der Hand stellt das Karpaltunnelsyndrom (KTS) dar. Betroffen sind besonders Frauen ab den Wechseljahren. Berufstätige Frauen, die viel am Computer arbeiten, oder auch Männer, die handwerkliche Tätigkeiten ausüben, leiden belastungsbedingt oft am Karpaltunnelsyndrom.

Meistens beginnen die diffusen Beschwerden schleichend. Typische Symptome im Anfangsstadium sind morgendliche Taubheitsgefühle und kribbelnde Finger. Bei der Arbeit treten bewegungsabhängige Schmerzen auf, meistens an der Arbeitshand.

Die Hand füllt sich oft eigenartig kraftlos an. Typisch für KTS sind Taubheitsgefühle am kleinen Finger. Viele Betroffene spüren aber auch ein Kribbeln am Zeige- und Ringfinger oder am Daumen. Geht das Karpaltunnelsyndrom in ein chronisches Krankheitsbild über, so bemerken die Betroffenen zunehmend, dass sich die Muskulatur zwischen Daumen und Zeigefinger zurückbildet. Der Faustschluss wird zunehmend kraftloser. Ein unangenehmes Gefühl, Alltagsgegenstände nicht mehr festhalten zu können, verunsichert zudem viele Patienten.

Überbelastung und hormonelle Gründe meistens ursächlich

Das Karpaltunnelsyndrom kann durch viele Ursachen ausgelöst werden. Bei Frauen in den Wechseljahren sind es oft hormonelle Veränderungen, die sich auf das Bindegewebe und die Muskulatur auswirken. Überbelastungen der Hände sind ebenso ursächlich für die Erkrankung wie Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Bei Schwangeren kann die Hormonumstellung zu zeitlich begrenzten Beschwerden führen.

Egal, welche Ursachen das Karpaltunnelsyndrom auslösen, die Erkrankung zeigt sich meistens mit der gleichen Grundproblematik. In einer knöchernen Rinne an der Innenseite des Handgelenks verläuft ein zentraler Nerv: der Mittelarmnerv (Nervus medianus). Der Medianus-Nerv verläuft von der Achselhöhle aus über den Ober- und Unterarm in die Handinnenseite. Die Funktion der Unterarmbeugemuskulatur und der sechs Sehnen der Fingerbeugemuskeln sind von diesem Hauptnerv abhängig.

Wird der Medianus-Nerv im Karpaltunnel eingeengt, so kommt es zu motorischen und sensorischen Ausfällen, die sich in Symptomen wie Kraftlosigkeit oder Kribbeln zeigen. Da der Karpaltunnel u.  a. mit Bindegewebe ausgekleidet ist, können auch hormonelle Umstellungen sich direkt auf den Nervenkanal auswirken. Eher selten, kommt es zu Schmerzen im Karpaltunnel durch eine größere „Tunnelbreite“. Eine krankhafte Vergrößerung kann zum Beispiel durch einen Tumor ausgelöst werden.

Das Karpaltunnelsyndrom ist eine Erkrankung, die in der Regel nicht einfach wieder verschwindet. Wenn überhaupt, können Frauen in den Wechseljahren und Schwangere auf eine biologische Selbstheilung hoffen. Durch den krankhaften Druck auf den Nerv verschlechtert sich meistens aber die Situation. Schmerzhaft wird es vor allem in der Nacht, wenn die Durchblutung abnimmt.

Messung der Nervenleitgeschwindigkeit gibt Aufschluss

Das Gute am Karpaltunnelsyndrom ist die aussagekräftige Diagnostik und die guten Therapiemöglichkeiten. Es gibt verschiedenen Untersuchungen, die einen detaillierteren Befund zulassen. Vor allem die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit des Mittelarmnervs ist aufschlussreich. Dazu werden Elektroden aufgeklebt und ein Impuls vom Ellenbogen aus gesetzt. Liegen die Werte bei beiden Armnerven auseinander, so kann man auf eine Funktionsstörung schließen. Der Seitenvergleich ist natürlich nur dann aussagekräftig, wenn nur eine Hand betroffen ist. Klinische Untersuchungen wie der Phalen-Test, Ultraschall-, Gefühls- oder Gefäßuntersuchungen können sinnvoll sein.

Gerade bei älteren Menschen wird eine Röntgen- oder MRT-Untersuchung durchgeführt. Dies kann hilfreich sein, um regionale Arthrosen zu erkennen. Zum Beispiel löst ein Gelenkverschleiß am Daumensattelgelenk Bewegungsschmerzen am Handgelenk aus. Mindestens eine halbe Stunde sollte man für die Untersuchungen bei Fachärzten wie Neurologen, Sportmedizinern oder Orthopäden einplanen.

Treten Missempfindungen oder diffuse Schmerzen nur selten auf, und verschlimmern sich die Symptome nicht, so muss man nicht unbedingt operieren. Man versucht vor allem in der Nacht durch eine Bandage oder Lagerungsschiene die Durchblutung zu gewährleisten. Die Fixierung des Handgelenks kann unangenehm sein. Viele Betroffene kommen mit Schienen besser zu Recht als mit engen Bandagen. Die Ruhigstellung des Handgelenks ist äußerst wichtig in der konservativen Therapie, deshalb sollte man die Fixierungen unbedingt tragen.

Eher weniger neigt man heute zu Spritzen mit Kortison. Synthetisches Kortison kann den Knorpel oder das Gewebe schädigen und sollte auch bei Krankheitsbildern wie dem Golferellenbogen nicht zu häufig gespritzt werden.

Operationen risikoarm und mit guten Erfolgsaussichten

Bei chronischen Krankheitsbildern, wo vor allem nachhaltige Nervenschädigungen befürchtet werden, kann operiert werden. Die KTS-Operation gehört zu den unproblematischeren Eingriffen und die Heilungschancen sind gut. Beim Karpaltunnelsyndrom kann man konventionell-offen oder minimal-invasiv operieren. Viele minimal-invasive Eingriffe werden ambulant unter Regionalanästhesie durchgeführt. Die Schmerzunterdrückung bei Bewusstsein wirkt dabei nur regional auf den Nerv. Eine Vollnarkose kommt nur selten zur Anwendung. Zurückhaltend sind Ärzte bei Operationen von Schwangeren. Auch Menschen mit Diabetes mellitus oder Arthritis sind „problematische“ Patienten.

Bei einem endoskopischen Eingriff wird eine Druckentlastung des betroffenen Nervs durch eine Durchtrennung des Mittelbandes durchgeführt. Diese ambulante OP-Methode fördert die schnelle Abheilung und sorgt für geringere Narbenbildung. In der Regel verlaufen die Operationen ohne besondere Nebenwirkungen. Die Narben sind in der Regel nach zwei Jahren kaum mehr zu sehen. Es kann aber zu Taubheitsgefühlen in der OP-Region kommen.

Nach der OP – Hand schonen, aber bewegen

Nach einer Operation kommt es häufig zu einer schnellen Besserung der Symptome. Nach der ambulanten Operation sollte man sich von Freunden oder Angehörigen abholen lassen und die Hand ein paar Tage komplett schonen. Der Verband wird in der Regel nach ein bis zwei Wochen abgenommen und die Fäden gezogen. Rund sechs Wochen lang sollte die Hand nicht stark belastet werden. Viele Patienten bekommen nach dem Eingriff auch eine Gipsschiene.

Arbeitnehmer(innen) müssen je nach Krankheitsbild, Operationstechnik und Wundheilung mit einer Krankschreibung von drei bis sechs Wochen rechnen. Krankengymnastik und sanfte Heilverfahren können den Heilungsverlauf beschleunigen. Um das Immunsystem zu stärken, kann man homöopathische Komplexmittel nach der Operation einnehmen.



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