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Prämenstruelles Syndrom und Menstruationsbeschwerden

Der Menstruationszyklus ist das große Regelwerk im Leben einer Frau. Geht man davon aus, dass die erste Monatsblutung heute zwischen dem zwölften und vierzehnten Lebensjahr eintritt, dann wird eine kinderlose Frau bis zum Ende ihres fortpflanzungsfähigen Alters an die 500 Monatsblutungen gehabt haben. Eine ungeheuer große Zahl, wenn man bedenkt, wie viele Frauen sich vor und während der „Tage“ nicht wohl oder sogar richtig krank fühlen.

Prämenstruelles Syndrom (PMS)

Fühlen Sie sich einige Tage vor Ihrer Menstruation müde, reizbar, weinerlich oder schlecht gelaunt? Sind Ihre Beine geschwollen, spannen die Brüste, schmerzt der Kopf? Dann leiden Sie unter PMS. PMS ist nicht die Abkürzung für „permanent maulig sein“, wie scherzhaft behauptet wird, sondern für prämenstruelles Syndrom. Ungefähr zwei Drittel aller Frauen leiden mehr oder weniger ausgeprägt unter den beschriebenen Symptomen in der zweiten Zyklushälfte. Je nach dominierendem Symptom werden vier grundsätzliche PMSTypen unterschieden, für die unterschiedliche hormonelle Ursachen diskutiert werden (siehe Tabelle „Welcher PMS-Typ sind Sie?“).

Diagnose und Behandlung des PMS

Vielen Frauen wäre schon damit geholfen, wenn anerkannt würde, dass die Veränderungen, die mit ihnen an den Tagen „vor den Tagen“ vorgehen, nicht willentlich steuerbar sind und tatsächlich je nach Schweregrad einen Krankheitswert haben. Sie sind nicht einfach „nicht gut drauf “, sondern haben PMS. Die Mehrzahl der Frauen hilft sich bei den unterschiedlichen Beschwerden vor der Menstruation selbst mit Hausmitteln oder frei verkäuflichen Schmerzmitteln. Sollten Ihre „normalen“ Symptome jedoch stärker als sonst sein oder sollten neue, ungewohnte Schmerzen hinzukommen, sollten Sie Ihre Hausärztin oder Frauenärztin aufsuchen. Die Ärztin stellt die Differenzialdiagnose nach ausführlicher Befragung und körperlicher Untersuchung. Hier wird ausgeschlossen, dass eine Verspannung der Beckenbodenmuskulatur (Ligamentose) oder eine Endometriose vorliegt.

Ähnliche Symptome wie bei PMS können mit Beginn der Wechseljahre oder bei Erkrankungen der Schilddrüse vorkommen. Typisch für PMS im Gegensatz zu anderen Erkrankungen ist jedoch, dass die psychischen Symptome überwiegen, dass die Beschwerden immer nur in der zweiten Hälfte des Zyklus auftreten und verschwinden, wenn die Menstruation einsetzt.

Die schulmedizinische Therapie des PMS richtet sich nach den Symptomen und der vermuteten Ursache. Die naturheilkundlichen Therapien gehen ähnlich vor, möchten darüber hinaus jedoch den gesamten Organismus der Frau ins Gleichgewicht bringen und beziehen auch die psychosomatischen Hintergründe der Erkrankung verstärkt ein. Wie bei der Behandlung von Blutungsstörungen und Zyklusanomalien ergeben sich auch bei der Therapie des PMS immer mehr Überschneidungen zwischen Naturheilkunde und Schulmedizin. Erfreulicherweise haben pflanzliche Medikamente (Phytohormone) und Ernährungsempfehlungen mittlerweile einen festen Stellenwert auch in der Schulmedizin.

Welcher PMS-Typ sind Sie?

PMS-Typ D (von engl. Depression = Depression)

Hauptsymptome: depressive Verstimmung, Vergesslichkeit, Schlaflosigkeit, Verwirrtheit
Mögliche Ursachen: zuviel Progesteron, erniedrigter Serotonin- und Dopaminspiegel (das sind zwei Botenstoffe des Gehirns, die unter anderem die Stimmungslage bestimmen)

PMS-Typ A (von engl. Anxiety = Angst, Reizbarkeit, Unruhe, Sorge)

Hauptsymptome: depressive Verstimmung, Vergesslichkeit, Stimmungsschwankungen
Mögliche Ursachen: Im Verhältnis zu den anderen Geschlechtshormonen zu hoher Östrogenspiegel nach dem Eisprung

PMS-Typ C (von engl. Craving = Gier)

Hauptsymptome: Heißhungerattacken, Appetitzunahme, Kopfschmerzen, Schwindel, Herzjagen
Mögliche Ursachen: verstärkte Insulinwirkung in der zweiten Zyklushälfte. Neigung zu Unterzuckerung

PMS-Typ H (von engl. Hyperhydration= Wasserüberschuss)

Hauptsymptome: Wassereinlagerung, Gewichtszunahme, Ödeme, Brustspannen
Mögliche Ursachen: Veränderung der Renin-Angiotensin-Aldosteron-Achse (Regelsystem zur Konstanterhaltung von Blutdruck und Blutvolumen) unter Einfluss von Progesteron, Missbrauch von Abführmitteln (Laxantien)

(Verändert nach: Dittmar, Loch,Wiesenauer (Hrsg.) Naturheilverfahren in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hippokrates 1998)

Schulmedizinische Behandlung

Die Behandlung in der Schulmedizin besteht im Wesentlichen aus Medikamenten, aber auch Empfehlungen zu Ernährung und Lebensführung werden gegeben.

Schmerzmittel: Kopf-, Rücken- und Brustschmerzen können so stark sein, dass Schmerzmittel (z. B. ASS, Paracetamol, Ibuprofen) notwendig sind. Bewährt hat sich auch die Kombination aus Schmerzmittel und einem entkrampfenden Wirkstoff (z. B. Buscopan plus). Koffeinhaltige Medikamente sollten Sie vermeiden, es kann PMS-Symptome wie Angst und Nervosität verstärken. Gegen psychische PMS-Beschwerden helfen Schmerzmittel jedoch nicht. Vorsicht bei zu langem oder zu häufigem Schmerzmittelgebrauch: Chronische Schmerzen können so auch erst entstehen. Der durch Medikamente ausgelöste chronische Kopfschmerz ist dafür ein Beispiel.

Hormone: Bei Frauen, die hauptsächlich unter Brustspannen und Heißhunger vor und Krämpfen während der Menstruation leiden, helfen manchmal hormonelle Verhütungsmittel (Gestagene, Gestagen- Östrogen-Kombinationspillen). Bei nicht wenigen Frauen verschlimmern sich jedoch die psychischen Beschwerden durch die Pille. Hier hilft nur das Ausprobieren unter ärztlicher Kontrolle.

GnRH-Analoga: GnRH ist ein Hormon, das die Hypophyse zur Ausschüttung der Sexualhormone FSH und LH anregt. Durch die Gabe von GnRH-Analoga wird die Ausschüttung der Hormone reduziert und PMS-Symptome günstigbeeinflusst.

Psychopharmaka: Nur bei sehr starkem psychischem Druck verschreiben manche Ärzte Psychopharmaka. Zu bevorzugen ist hier die neue Generation von Antidepressiva, die so genannten SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer), die deutlich weniger Nebenwirkungen haben. Die Wirkung der SSRI tritt schnell ein, deshalb können sie gezielt nur in der zweiten Zyklushälfte angewandt werden, wenn die Beschwerden auftreten.

Diuretika: Mittel zur Entwässerung (z. B. Spironolacton) sollten nur in Ausnahmefällen bei schweren Wassereinlagerungen (Ödemen) angewendet werden.

Phytotheapie

Die pflanzliche PMS-Therapie basiert auf so genannten Phytohormonen. Phytohormone sind Pflanzeninhaltsstoffe, die im Körper eine hormonähnliche Wirkung ausüben (siehe Kasten). Fertigpräparate mit einem standardisierten Gehalt an Phytohormonen werden nicht nur bei PMS, sondern auch bei Zyklusstörungen und Wechseljahresbeschwerden immer häufiger auch von Schulmedizinern gegenüber synthetischen Hormonen bevorzugt. Pflanzenhormone können auch über die Nahrung aufgenommen werden. Welche Nahrungsmittel besonders viele Hormone enthalten, lesen Sie im Kapitel „Wechseljahresbeschwerden“.

Mönchspfeffer (Agnus castus)

Wirkung: Stimuliert die Freisetzung des Botenstoffes Dopamin dadurch Senkung von Prolaktin.
Präparate: Agnolyt, Agnucaston, Cefanorm forte Femicur, Strotan
Hinweise: Selten tretten nesselartige Ekzeme auf

Traubensilberkerze (Cimicifuga recemosa)

Wirkung: Möglicherweise östrogenartig
Präparate: Cimisan, Klimadynon, Remifemin, Cimicifuga
Hinweise: Nach sechs Monaten pausieren

Wolfstrappkraut (Lycopus europaeus virginicus)

Wirkung: Senkung von Prolaktin
Präparate: Lycoaktin Lösung oder –Tabletten, Prothyrysat, Thyreogutt, Thyreo-loges N Tabletten
Hinweise: Besonders bei schmerzhaften Brüsten. Bei Langzeitherapie selten Schildrüsenvergrößetung. Plötzliches Absetzen kann zur Verstärkung der Symptome führen

Hier ein Rezept für einen Kräutertee gegen PMS und Menstruationsbeschwerden: Lassen Sie sich in der Apotheke eine Mischung aus je
100 g Frauenmantelkraut, Gänsefingerkraut und Schafgarbenblüten herstellen. Für die Tagesmenge werden drei bis vier Esslöffel der Mischung mit einem halben Liter kochenden Wasser überbrüht und nach fünf bis zehn Minuten abgesiebt. Trinken Sie den Tee über den Tag verteilt als Trinkkur für mindestens drei Menstruationszyklen.

Homöoapthie

Über die homöopathische Behandlung von PMS und Menstruationsschmerzen lesen Sie bitte auf den Artikel zur Behandlung schmerzhafter Regelblutungen.

Akkupunktur

In der Betrachtungsweise des Traditionellen Chinesischen Medizin ist PMS ein Zustand der Chi-Fülle. Dementsprechend werden die geeigneten Punkte für die Körperakupunktur ausgewählt. Bei der Ohrakupunktur werden beispielsweise die Punkte für das Vegetativum, der Antiaggressionspunkt, der Antistresspunkt sowie der Uterus und Leberpunkt genadelt.

Ernährungstherapie bei PMS

Frauen, die unter PMS leiden, verspüren manchmal schon nach kurzer Zeit Linderung, wenn sie ihre Ernährung umstellen. Die wichtigste Maßnahme ist, die Zufuhr an mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu erhöhen. Sie können als Nahrungsergänzung auch Borretschsamenöl, Öl von schwarzer Brombeere oder Nachtkerzenöl verwenden, um sich ausreichend mit der essenziellen alpha-Linolensäure zu versorgen (500–2000 mg/Tag).

Vitamin B6 (Pyridoxin) wirkt sich ebenfalls günstig auf die PMS-Symptomatik aus (40–200 mg/Tag). Man nimmt an, dass es bei der Regulation des Östrogenspiegels hilft. Vitamin B6 steckt vor allem in Vollkornprodukten, Getreidekeimen, Sojabohnen, Linsen und Rinderleber.

Vitamin E (Tocopherol) scheint sich positiv auf psychische Symptome, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Heißhunger auszuwirken (300–600 IU/Tag). Viel Vitamin E steckt z. B. in Keimöl und Nüssen.

Aromatherapie

Kombinieren Sie doch einfach die dringend notwendige Entspannung bei PMS mit der Aromatherapie. Einige Tropfen ätherisches Öl in das Bad oder in die Aromalampe können die Stimmung schon erheblich verbessern. Eine empfohlene „PMS-Mischung“ besteht aus 15 Tropfen Ylang-Ylang, 7 Tropfen Muskatellersalbei und 6 Tropfen Neroli.

Was sonst noch hilft

Aus ganzheitlicher Sicht wollen Körper und Seele mit PMSSymptomen einfordern, dass Sie sich Ihre monatliche Auszeit nehmen. Frauen mit Kinderwunsch reagieren möglicherweise unbewusst mit Symptomen, wenn es in diesem Monat wieder nicht „geklappt“ hat. Jedenfalls scheint das relativ junge Problem PMS eine Auseinandersetzung mit der eigenen Weiblichkeit und mit der Lebensweise heutiger Frauen zu fordern. Probieren Sie aus, was Ihnen jetzt gut tut. Entspannung oder Bewegung – beides kann richtig sein. Schwimmen fördert den Abtransport von Gewebeflüssigkeit, ansteigende Fußbäder am Abend lassen Sie entspannt einschlafen. Gegen depressive Verstimmung, nicht nur bei PMS, hilft helles Licht. Schon ein Spaziergang wirkt Wunder. Und wenn es zu lange an Sonne mangelt, können Sie auf Hoch-Lux-Glühbirnen ausweichen.

Ernährungeempfehlungen

Es gibt wahrscheinlich nur wenige Frauen, die noch nie Probleme mit der Periode hatten. Die Menstruation kann schmerzhaft verlaufen, sie kann sich zu häufig, zu selten, zu stark oder plötzlich auch gar nicht mehr einstellen. Kaum eine Frau, die nicht zumindest phasenweise im Laufe ihres Lebens unter Menstruationsbeschwerden oder Blutungsunregelmäßigkeitenzu leiden hat. Mediziner unterscheiden mehrere Arten von Menstruationsproblemen: Dysmenorrhoe – die schmerzhafte Regelblutung; Hypermenorrhoe – die zu starke Blutung; Hypomenorrhoe – die zu schwache Blutung; Menorrhagie – die zu starke und zu lang anhaltende Blutung und Amenorrhoe – das Fehlen oder Ausbleiben der Blutung


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