Wechseljahresbeschwerden, Osteoporose und Klimakterium
Gegen Ende des vierten Lebensjahrzehnts verspüren die meisten Frauen eine Veränderung sowohl auf körperlicher als auch auf seelischgeistiger Ebene. So wie die Pubertät als Übergang vom Kind- zum Frausein als Phase von körperlichen und psychischen Turbulenzen erlebt wird, so fällt auch das Abschiednehmen von den fruchtbaren Jahren nicht allen Frauen leicht. Leider sind die Wechseljahre noch immer mit vielen negativen Vorurteilen besetzt. Sie werden als Anfang vom Ende angesehen – ein hartnäckiges Überbleibsel aus Zeiten, als die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen unter 50 Jahren lag. Der Eintritt der Wechseljahre bedeutete damals tatsächlich das nahende Ende. Doch heute liegen vor der Frau noch durchschnittlich 30 Jahre und mehr, eine interessante und kostbare Lebensspanne, die nicht durch negative Erwartungshaltungen unnötig belastet werden sollte. Der medizinische Begriff für die Wechseljahre ist „Klimakterium“.
Im Griechischen bedeutet dieser Begriff „Treppe“ oder „Leiter“, das lateinische „climacterius“ wird als „Wende- oder Krisenzeit“ übersetzt. Eine Wendezeit sind die Wechseljahre auf jeden Fall, doch als Krisenzeit müssen sie nicht zwangsläufig angesehen werden. Die biologischen Veränderungen in den Wechseljahren wurden bereits im Kapitel „Lebensphasen“ dargestellt. Hier wird aufgezeigt, welche körperlichen Veränderungen Sie jetzt zu erwarten haben und welche Beschwerden auftreten können. Außerdem wird der aktuelle Stand der Therapien von Wechseljahresbeschwerden vorgestellt. Auf die Vorbeugung und Therapie der Osteoporose, die die Gesundheit vieler Frauen in den Wechseljahren beeinträchtigt, wird gesondert eingegangen. Und Sie bekommen Tipps und Anregungen, wie Sie mit einer aktiven und gesunden Lebensweise starke Knochen bis ins hohe Alter behalten.
- Ein positiver, aktiver Lebensstil ist sowohl Vorbeugung als auch Therapie gegen Wechseljahresbeschwerden
Das Klimakterium und seine Stadien
Prämenopaus
Die Zeit vor der letzten Regelblutung nennt man Prämenopause. Um das 40. Lebensjahr herum nimmt allmählich die Produktion von Progesteron und Östrogen in den Eierstöcken ab. Zunächst versucht der Körper dem absinkenden Hormonspiegel noch entgegenzuwirken, indem er die Steuerhormone der Hirnanhangdrüse (FSH und LH) vermehrt ausschüttet. Dennoch kommt es immer seltener zu einem Eisprung. Bei fehlendem Eisprung entsteht kein Gelbkörper mehr, der das Gelbkörperhormon Progesteron bildet. Der sinkende Progesteronspiegel führt zu unregelmäßigen Regelzyklen. Auch Zwischen- und Schmierblutungen können vorkommen. Erst wenn die Östrogenproduktionganz zum Erliegen kommt, setzt die Menstruation aus.
Menopause
Der Zeitpunkt der letzten Menstruation wird Menopause genannt. Bei der Hälfte der Frauen europäischen Ursprungs tritt sie um das 50. Lebensjahr herum auf. Ob Ihre letzte Blutung tatsächlich die Menopause war, können Sie erst nachträglich wissen. Erst wenn Sie ungefähr ein Jahr lang keine Menstruation mehr hatten, gilt diese als Menopause.
- Achtung: Auch wenn die Eisprünge immer seltener werden, können Sie bis zur Menopause noch immer schwanger werden. Verzichten Sie also nicht auf die Empfängnisverhütung
Postmenopause
Die Zeit nach der letzten Menstruation ist die Postmenopause. Nach Eintritt der Menopause ist die hormonelle Umstellung weitgehend abgeschlossen. Bis zum 65. Lebensjahr dauert nach der medizinischen Einteilung die Postmenopause. Danach beginnt nach der medizinischen Definition das Senium (Alter).
- Achtung: Eine Blutung in der Postmenopause muss immer ärztlich abgeklärt werden
Körpereigene Östrogenproduktion nach der Menopause
Da die Geschlechtshormone auch noch gebraucht werden, wenn das Thema Fortpflanzung keine Rolle mehr spielt, hat der weibliche Körper einige Strategien entwickelt, um sich auch nach der Menopause mit dem wichtigen Geschlechtshormon Östrogen zu versorgen.
Umwandlung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron in Östrogen
Testosteron spielt im weiblichen Körper eine wichtige Rolle im Zyklusgeschehen. Da es konstant weitergebildet wird, auch wenn kein Zyklus mehr stattfindet, kann es zu einem Überschuss von männlichen Hormonen und zu einer gewissen „Vermännlichung“ der Frau kommen (z. B. stärkere Gesichtsbehaarung). Der Körper kann jedoch Testosteron, das in den Muskeln, im Fettgewebe und in der Haut abgelagert ist, in Östrogen umwandeln und damit das hormonelle Ungleichgewicht zumindest teilweise ausgleichen.
Andere Östrogenproduktionsorte werden aktiviert
Östrogen wird nicht nur in den Eierstöcken, sondern auch in der Nebennierenrinde, im Fettgewebe und in Muskelzellen gebildet. Diese Orte werden nach der Menopause verstärkt zur Hormonbildung angeregt. Dies ist auch der Grund dafür, dass sich in den Wechseljahren so leicht Fettpölsterchen ansetzen und hartnäckig halten.