Schwangerschaftsbeschwerden und sanfte Medizin
Die Monate einer erwünschten Schwangerschaft sind für jedes Paar eine einzigartige und besondere Zeit. Neun Monate Ausnahmezustand mit Freude auf das entstehende Leben, aber auch mit Skepsis gegenüber dem neuen Dasein als Eltern und mit Ängsten, wenn sich Probleme einstellen. Es gibt zahlreiche empfehlenswerte Bücher zum Thema Schwangerschaft und Geburt, die keine Fragen offenlassen. Im Rahmen dieses Ratgebers sollen lediglich Tipps zur naturheilkundlichen Behandlung von Schwangerschaftsbeschwerden gegeben werden, die im Verlauf einer normalen, gesunden Schwangerschaft auftreten können.
Es sei Ihnen ganz besonders ans Herz gelegt, während der gesamten Schwangerschaft einen regelmäßigen Kontakt zu Ihrer Frauenärztin und Ihrer Hebamme zu halten und sich bei allen auftretenden Problemen, den körperlichen und den seelischen, beraten zu lassen.
Übelkeit und Erbrechen
Fast jede zweite schwangere Frau leidet am Anfang der Schwangerschaft unter einer leichten Form von morgendlicher Übelkeit und muss manchmal erbrechen. Mediziner nennen dies „Emesis gravidarum” und machen hormonelle oder psychische Anpassungsvorgänge dafür verantwortlich. So lange es bei morgendlichem oder gelegentlichem Erbrechen bleibt, versuchen Sie es positiv zu sehen, denn die lästige Spuckerei gilt auch als Zeichen dafür, dass die Schwangerschaft stabil ist. Und fast immer vergehen die Beschwerden spätestens ab dem vierten Schwangerschaftsmonat. Sollten Sie jedoch ständig unter Übelkeit leiden und sich so häufig übergeben müssen, dass Sie keine Nahrung bei sich behalten und an Gewicht verlieren, sollten Sie sich unbedingt von Ihrer Frauenärztin untersuchen lassen.
Homöopathie
Homöopathen sehen die Schwangerschaftsübelkeit als Chance, um durch eine Konstitutionsbehandlung die Gesundheit der Schwangeren und des Kindes für die gesamte Schwangerschaft zu stabilisieren. Im Folgenden sind einige symptomenbezogene Mittel aufgeführt, die zur Selbstmedikation bei Schwangerschaftsübelkeit geeignet sind.
Wählen Sie ein Mittel aus, dessen Beschreibung Ihren Symptomen am nächsten kommt. Suchen Sie bitte Ihren Arzt auf, wenn sich Ihre Beschwerden nach einigen Tagen nicht gebessert haben. Manchmal ist es auch notwendig, das homöopathische Mittel nach einiger Zeit zu wechseln.
- Colchicum autumnale D12 – Starke Abneigung gegen Essen, allein der Anblick von Essen ruft Übelkeit hervor. Kreislaufbeschwerden mit Kollapsneigung und kaltem Schweiß. Dosis: Zwei- bis dreimal täglich fünf Globuli.
- Kalium carbonicum D12 – Wellenartige Übelkeit, der Patientin ist sterbenselend. Besserung im vornübergebeugten Sitzen, schlechter im Liegen. Wippen und Schaukeln mit dem Oberkörper, um sich Linderung zu verschaffen. Dosis: Zwei- bis dreimal täglich fünf Globuli.
- Nux vomica D12 – Besserung der Übelkeit durch Essen. Häufige Verstopfung, sehr geruchsempfindlich, reizbar. Dosis: Zwei- bis dreimal täglich fünf Globuli.
- Sepia D12 – Übelkeit bei Erwachen und bei den ersten Bewegungen im Bett, Galleerbrechen morgens, Verschlechterung durch Essen, starke Geruchsempfindlichkeit. Andauernde Übelkeit mit Verschlimmerung am Nachmittag. Traurige Stimmung, hektische, rote Flecken am Hals. Dosis: Zweimal täglich fünf Globuli.
- Symphoricarpus racemosus C30 – Äußerst heftiges Erbrechen, auch mit Blutbeimengung, Erbrechen von Schleim bei leerem Magen. Das Mittel wirkt schnell, hält jedoch nicht lange an. Es muss wiederholt gegeben werden. Dosis: Nach Bedarf je fünf Globuli.
- Tabacum D12 – Extreme Übelkeit, heftiges Erbrechen bei der geringsten Bewegung. Kein Durst, Herzklopfen, Schwindel, plötzlicher Stuhlgang mit Durchfall und elendem Befinden. Absolute Ruhe bringt Besserung. Dosis: Zwei- bis dreimal täglich fünf Globuli.
Homöopathische Komplexmittel
Homöopathische Kombinationspräparate, die sich bei Schwangerschaftsübelkeit bewährt haben, sind Nux vomica Homaccord Tropfen (enthalten Nux vomica, Bryonia, Lycopodium und Colocynthis), Vomitusheel flüssige Verdünnung oder Suppositorien (enthalten Ipecacuanha, Aethusa, Nux vomica, Colchicum, Ignatia u. a.) oder Gentiana comp. Globuli velati (enthalten Nux vomica, Gentiana lutea, Artemisia absinthium und Taraxacum officinale) Tropfen und flüssige Verdünnung enthalten Alkohol und sollten deshalb in der Schwangerschaft nicht regelmäßig über einen längeren Zeitraum angewendet werden.Morgenübelkeit vergeht fast immer ab dem vierten Schwangerschaftsmonat.
Phytotherapie
Die bekannteste Pflanze gegen Übelkeit ist die Ingwerwurzel. Sie kann bei Schwangerschaftserbrechen als Tee (Zingiberis rhizoma) oder als Fertigpräparat (z. B. Zintona Kapseln) kurzfristig eingenommen werden. Für den Tee zerkleinern Sie ein Stück frische, geschälte Ingwerwurzel (ca. 5 cm) grob und bringen sie mit einem Liter Wasser zum Kochen. Anschließend den Sud abgießen und mit Honig (und Zitronensaft, wenn Sie es vertragen) abschmecken. Trinken Sie den Tee in kleinen Schlucken oder durch einen Strohhalm, um die Wirkung zu steigern. Er schmeckt auch gekühlt.
Asiatinnen kauen bei Übelkeit kleine Ingwerstücke (gibt es auch kandiert). Frauen, die bereits eine Fehlgeburt hatten, sollten vorsichtshalber auf Ingwer verzichten. Trinken Sie schon vor dem Aufstehen eine Tasse Tee aus Pfefferminze, Anis und Fenchel. Bei vielen Frauen lindert dies die Übelkeit beim Aufstehen. Auch der beruhigend wirkende Hopfen und die krampflösende Schafgarbe werden als Tee empfohlen. Gegen krampfartige Magenbeschwerden hilft Tee aus Kamille, Pfefferminze und Melisse.
Akupunktur
Mit Akupunktur kann bei Übelkeit jedweder Ursache schnelle Erleichterung gebracht werden. Typische Punkte der Körperakupunktur sind die Alarmpunkte von Magen, Milz und Leber, der Quellpunkt der Leber sowie die Punkte Lo und Mo. Bei der Ohrakupunktur werden unter anderem die Lateralitätssteuerpunkte behandelt.
Ernährung
Übelkeit am Morgen kann an einem niedrigen Blutzuckerspiegel liegen. Planen Sie morgens etwas Zeit ein, essen und trinken Sie noch im Bett vor dem Aufstehen eine Kleinigkeit und ruhen Sie danach noch ein paar Minuten. Sie können sich schon abends ein paar Zwiebacke oder Knäckebrot und eine Thermosflasche mit Kräutertee ans Bett stellen.
Generell wird empfohlen, über den Tag verteilt mehrere kleine, frischkostreiche Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Der Säure-Basen-Haushalt sollte mit geeigneten Mitteln ausgeglichen werden (z. B. Alkala- N Pulver). Das ein Mangel an Vitamin B6 Übelkeit und Erbrechen bei Schwangeren auslöst, kann heute nicht mehr generell bestätigt werden. Fragen Sie Ihre Ärztin, ob Sie ein Vitaminpräparat einnehmen sollten.
Tipp
Trinken Sie vorsichtshalber keinen Himbeerblättertee in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln, auch wenn er bisweilen gegen Übelkeit empfohlen wird. Unter Umständen kann er eine Fehlgeburtsneigung fördern. Am Ende der Schwangerschaft dient er der Geburtsvorbereitung. Ingwerwurzel als Tee oder im Fertigpräparat ist ein bewährtes Mittel gegen Übelkeit.
Sodbrennen
Unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone kann der Ringmuskel, der den Magen zur Speiseröhre hin verschließt, etwas erschlaffen. Drückt jetzt noch die wachsende Gebärmutter gegen den Magen, kann Magensäure in die Speiseröhre aufsteigen. Darüber hinaus kann auch ein vermehrter Speichelfluss auftreten, so dass Sie das Gefühl haben, ständig schlucken zu müssen. Beide Symptome verschwinden nach der Geburt von selbst.
Homöopathie
- Capsicum annuum D6 – Magenbrennen, Sodbrennen, Auftreibung. des Leibes mit kolikartigen Bauchschmerzen. Durchfallneigung mit brennendem Schmerz im After. Durst nach dem Stuhl. Schaudern nach Trinken. Verschlimmerung durch Essen, Trinken, Kälte, Kaffee.
- Natrium carbonicum D12 – Die homöopathische Aufbereitung des Natrons ist ein wirksamer Neutralisator der überschüssigen Magensäure.
- Pulsatilla pratensis D12 – Unverträglichkeit von fetten Speisen, Magenschmerzen und Sodbrennen einige Zeit nach den Mahlzeiten, kalte Speisen werden manchmal vorgezogen. Sie sind gefühlsbetont und ziemlich „dünnhäutig“.
- Robinia pseudoacacia D12 – Sodbrennen, saures Aufstoßen und säuerlichen Mundgeschmack. Es kann zu Erbrechen kommen und auch das Erbrochene hat einen ausgesprochen säuerlichen Geruch, ebenso wie der Stuhlgang. Zudem leiden Sie an Magendrücken und Blähungen. Durch Essen bessern sich die Beschwerden.
- Mercurius solubilis D12 – Übermäßiger Speichelfluss. Übelriechender Atem, der Speichel hat einen kupfernen Geschmack und einen stinkenden Geruch. Der Schweiß riecht süßlich. Nehmen Sie von dem ausgewählten Mittel dreimal täglich fünf Globuli.
- Bei Sodbrennen sollten Sie auf Kaffee verzichten
Homöopathische Komplexmittel
Bolus alba comp. Pulver enthält weiße Tonerde zum Neutralisieren der überschüssigen Magensäure kombiniert mit verschiedenen ätherischen Ölen (Anis, Kümmel, Nelkenwurz u. a.) zur Beruhigung des Magens. Gastricumeel enthält Pulsatilla, Nux vomica, Carbo vegetabiles u. a. zur Linderung des Sodbrennens.
Phytotherapie
Schleimstoffhaltige Pflanzen neutralisieren die Magensäure in der Speiseröhre und lindern das Sodbrennen. Bereiten Sie sich einen Tee aus Eibischwurzel und Isländisch Moos (zu gleichen Teilen) und trinken Sie davon mehrere Tassen am Tag. Ein Tee aus verdauungsfördernden Kräutern harmonisiert die Magenfunktion (z. B. Schafgarbe, Löwenzahn, Artischocke, Mariendistel). Sie können diese Pflanzen auch mit anderen Teepflanzen kombinieren. So lässt sich der bittere Geschmack von Mariendistel oder Artischocke durch Pfefferminze abmildern.
Akupunktur
Die Behandlung des Punktes Ma36 lindert Sodbrennen schlagartig. Er kann zur Selbstbehandlung auch akupressiert werden. Der Punkt, der von Akupunkteuren Zusanli genannt wird, befindet sich knapp unterhalb des äußeren Knierandes (siehe Abbildung).
- Den Akupunkturpunkt gegen Sodbrennen können Sie bei Bedarf selbst akupressieren
Ernährung
Vermeiden Sie scharf gewürzte, aber auch besonders süße oder fette Speisen. Den Genuss von Kaffee und Schwarztee sollten Sie ohnehin stark einschränken, Zigaretten und Alkohol sind in der Schwangerschaft grundsätzlich tabu. Wenn Sie Ihre Mahlzeiten auf mehrere kleine Portionen verteilen, wird der Magen nicht überfüllt und „sprudelt“ nicht so leicht über. Das langsame Kauen einiger Haselnüsse, Mandeln oder Haferflocken ist ein altbewährtes Hausmittel gegen das Brennen in der Speiseröhre. Falls Sie hauptsächlich im Liegen aufstoßen müssen, sollten Sie auf einem höheren Kopfkissen schlafen.
Verstopfung
Durch die Wirkung der Schwangerschaftshormone kann sich eine Darmträgheit (Obstipation) einstellen, der am besten mit ballaststoffreicher Ernährung und ausreichender Bewegung begegnet werden kann. Reichliche Flüssigkeitszufuhr beugt zwar einer Verstopfung vor, wenn Sie jedoch zu Wasseransammlung im Gewebe neigen, dürfen Sie nicht übermäßig viel trinken. Vorsicht bei Abführmitteln: Besonders bei vorzeitigen Wehen oder drohender Fehlgeburt dürfen Abführmittel nur nach ärztlicher Anordnung genommen werden.
Homöopathie
Das richtige homöopathische Mittel zur Behebung Ihrer Verstopfung wird anhand der Stuhlbeschaffenheit, der Magensymptome und der begleitenden Schwangerschaftsbeschwerden ausgewählt. Auch wenn Sie früher schon ein homöopathisches Einzelmittel gegen Verstopfung verwendet haben, sollten Sie jetzt eine Mittelüberprüfung durch Ihre Ärztin vornehmen lassen. Möglicherweise brauchen Sie jetzt in der Schwangerschaft ein anderes Mittel oder eine andere Potenz. Homöopathische Mittel, die zur Behandlung von Verstopfung in der Schwangerschaft in Frage kommen: Alumina, Collinsonia canadensis, Graphites, Lycopodium, Nux vomica, Opium, Pulsatilla, Plumbum metallicum, Sepia oder Sulfur.
Homöoapthische Komplexmittel
Wenn Sie kurzfristig selbst etwas gegen Ihre Verdauungsprobleme unternehmen möchten, können Sie beispielsweise auf Nux vomica-Homaccord flüssige Verdünnung zurückgreifen. Die Kombination aus Nux vomica, Bryonia, Lycopodium und Colocynthis wirkt ausgleichend bei allen Funktionsstörungen im Magen-Darm-Leber-Bereich.
Akupunktur
Akupunktur kann sowohl die krampfhafte (spastische) Verstopfung als auch die durch gehemmte Darmbewegungen hervorgerufene (atonische) Obstipation wirkungsvoll beheben. Es werden entweder antispastische oder tonisierende Punkte sowie Gallen, bzw. Leberpunkte genadelt.
Phytotherapie
Ballaststoffreiche Pflanzen mit abführender Wirkung wie Leinsamen und Flohsamen können problemlos mit der Nahrung kombiniert werden. Sie quellen im Darm um ein Vielfaches ihres Ausgangsvolumens auf und lösen im Dickdarm einen abführend Dehnungsreflex aus. Dazu brauchen sie allerdings reichlich Flüssigkeit.
Wenn Sie nicht genug trinken, kommt es zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Völlegefühl, Blähungen und Bauchschmerzen. Die Quellstoffe brauchen einige Tage, bis sie wirken. Pflanzen, die durch chemische Reizung der Darmschleimhaut abführend wirken, wie Sennesblätter oder Rhizinusöl, sind in der Schwangerschaft mit Vorsicht zu verwenden. Sie lösen zum Teil starke Kontraktionen des Darmes aus, die sich auf die Gebärmutter übertragen und so Wehen auslösen können. Zur Auslösung von Wehen vor der Geburt wird dieser Effekt von Hebammen gezielt eingesetzt.
Tipp: Bringen Sie Ihren Darm mit Leinsamen oder Flohsamen auf Trab. Die häufig empfohlene Weizenkleie sollte in der Schwangerschaft vermieden werden. Sie enthält den Wirkstoff Phytin, der die Aufnahme des in der Schwangerschaft für Mutter und Kind wichtigen Eisens hemmt.
Ernährung
Die richtige Ernährung ist Vorbeugung und Therapie zugleich. Ernähren Sie sich möglichst ballaststoffreich. Das bedeutet nicht, dass Sie nur noch Rohkost essen dürfen. Gemüse und Obst darf auch schonend gedünstet werden und ist dann sogar besser verträglich. Ärzte empfehlen den Darm zur Regelmäßigkeit zu erziehen.
Am Morgen ist der so genannte gastrokolische Reflex am stärksten. Durch Nahrungsaufnahme (vor allem durch Frühstück) wird eine Massenbewegung des Dickdarms und Stuhldrang ausgelöst. Wenn Sie regelmäßig nach dem Frühstück zur Toilette gehen, können Sie Ihren Darm zur morgendlichen Entleerung erziehen. Ein bis zwei Teelöffel Obstessig in einem Glas warmen Wasser, Naturjoghurt mit einem Esslöffel (ungeschrotetem) Leinsamen oder ein Esslöffel Milchzucker im (Vollkorn-) Müsli sind empfehlenswerte Frühstücksbeilagen.
Wadenkrämpfe
Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft sind häufig auf einen Magnesiummangel zurückzuführen. Die gängige Therapie besteht daher in der Zufuhr von von 300 mg Magnesium täglich. Magnesium gilt als „Beruhigungsmineralstoff”, da es unter anderem dazu beiträgt, die Erregbarkeit der Skelettmuskulatur und des Nervensystems zu senken. Magnesiumpräparate bekommen Sie verschreibungsfrei als Brausetabletten oder Tabletten. Das direkt verwertbare Magnesiumcitrat (z. B. Magnesium Diasporal 300 mg Granulat, Magnesium Verla Filmtabletten) ist dabei Magnesiumcarbonat vorzuziehen.
- Eine ausreichende Zufuhr von Magnesium hilft Wadenkrämpfen vorzubeugen
Homöopathie
Es gibt zahlreiche gute homöopathische Krampfmittel, die jedoch eine ausreichende Magnesiumzufuhr nicht ersetzen, sondern unterstützend wirken. Die Ärztin wählt je nach Beschwerdebild Acidum silicicum, Calcium carbonicum, Cuprum metallicum, Nux vomica, Sepia, Veratrum album oder Viburnum opulus.
Phytotherapie
Die Pflanzenheilkunde bietet zur unterstützenden Behandlung von Wadenkrämpfen und Venenschwäche Aufbereitungen zur äußerlichen Anwendung. Sie enthalten Pflanzenstoffe und Mineralien und wirken stärkend, tonisierend und durchblutungsfördernd. Beispiele für pflanzliche Fertigpräparate sind das Weleda Hauttonikum (Auszüge aus Arnika, Schlehdorn, Iris, Klettenwurzel, Hamamelis, Natriumsilikat) und das Kastanien-Entlastungsbad (Auszüge aus Rosskastanie, Schachtelhalm, Steinsalz, Natriumcarbonat, u. a.). Wenden Sie die Präparate nach den Angaben des Herstellers an.
Ernährung
Generell sind alle Vollkornprodukte reich an Magnesium. Auch Nüsse und Schokolade enthalten viel von dem wichtigen Mineral, sollten jedoch wegen des hohen Kaloriengehaltes nur in kleinen Mengen genossen werden. Greifen Sie lieber bei Rohkost zu. Beispiele für besonders magnesiumreiche Lebensmittel sind Sonnenblumenkerne, Sesamsamen, ungeschälter Reis, Weizenkeime, Schokolade (mit hohem Kakaogehalt) und Haferflocken. Achten Sie beim Kauf von Mineralwasser auf einen möglichst hohen Magnesiumgehalt.
Tipp
Werden neben Magnesium noch andere Arzneimittel eingenommen, z. B. Eisen,Natriumfluorid, bestimmte Antibiotika, Isoniazid, Digoxin oder Chlorpromazin, sollte zwischen den Einnahmen generell ein Mindestabstand von ein bis zwei Stunden eingehalten werden.
Krampfadern und Hämorrhoiden
Besonders am Ende der Schwangerschaft kann der zunehmende Druck im Bauchraum einen Rückstau in den Venen der Beine und des Beckens verursachen. An den Beinen können sich dadurch Krampfadern (Varizen) bilden. Besonders unangenehm sind vergrößerte Hämorrhoiden am After. Eigentlich sind Hämorrhoiden Blutgefäßpolster, die ringförmig unter der Enddarmschleimhaut am After angelegt sind. Erst wenn sie sich durch Blutstauungen massiv vergrößert haben und Beschwerden verursachen, spricht man von „Hämorrhoiden“ oder besser von Hämorrhoidalbeschwerden.
Eine effektive Vorbeugung vor den lästigen Blutstauungen in den Beinen ist Bewegung, durch die die so genannte Venenpumpe aktiviert wird. Bei Krampfadern kann Ihnen Ihre Ärztin Kompressionsstrümpfe verordnen, die den Transport des Blutes in den Venen unterstützen. Sie sollten individuell angepasst werden. Achten Sie außerdem auf einen regelmäßigen Stuhl, den Sie ohne großes Pressen ausscheiden können, damit Sie keine Hämorrhoidalbeschwerden bekommen.
Einfach Übung zur Vorbeugung gegen Krampfadern
Mit dieser Übung beugen Sie Krampfadern vor und regen gleichzeitig den Kreislauf an. Sie können sie bis zum Ende der Schwangerschaft ausführen und im Wochenbett am Tag nach der Geburt fortsetzen, um einer Thrombose durch das Liegen vorzubeugen.
Ausgangsstellung: Rückenlage, beide Beine aufgestellt.
Ausführung: Strecken Sie ein Bein in die Luft und bewegen Sie den Fuß im Fußgelenk zehnmal kräftig auf und ab. So wird die Venenpumpe in der Wade aktiviert. Dann kommt das andere Bein an die Reihe. Üben Sie mit jeder Seite dreimal.
Homöopathie
Unter den homöopathischen Mitteln werden häufig Acidum fluoricum, Hamamelis virginica oder Pulsatilla pratensis zur Behandlung von Krampfadern in der Schwangerschaft gewählt. Das passende Präparat sollte durch die Ärztin individuell ausgewählt werden.
Homöopathische Komplexmittel
Kombinationsmittel wie Spiraphan Tropfen oder Wibotin H Tropfen enthalten die homöopathischen Aufbereitungen von Aesculus und Arnica, jeweils kombiniert mit anderen Pflanzen. Sie eignen sich auch zur Selbstmedikation in der Schwangerschaft.
Phytotherapie
Die wichtigsten Pflanzen für die Behandlung von Venenbeschwerden während der Schwangerschaft sind die Rosskastanie und der Mäusedorn. Es gibt zahlreiche Fertigpräparate mit Extrakten aus den genannten Pflanzen zur inneren und äußeren Anwendung. Beispiele für Präparate mit Rosskastanie sind Aescorin forte Kapseln oder Salbe, Fagorutin Rosskastanien Balsam bei Krampfadern.
Gegen Hämorrhoiden wirken beispielsweise Hametum-N Hämorrhoidal-Zäpfchen oder Weleda Hämorrhoidalzäpfchen. Mäusedorn ist in Präparaten wie Duoform novo Dragees, Phlebodril N Creme oder Venobiase Brausetabletten enthalten. Vor der Anwendung von Hämorrhoidalzäpfchen werden Sitzbäder mit Kamillenextrakt (z. B. Kamillosan Wund- und Heilbad, Kamillin-Extern-Robugen) oder Eichenrindenextrakt empfohlen. Befolgen Sie die Anleitung des Herstellers.
Physikalische Therapien
Kalte Anwendungen wie Wassertreten, kalte Güsse und Wickel wirken entstauend und fördern den Blutrückfluss. Besonders bewährt haben sich Quark- oder Kohlwickel. Wie man eine Quarkwickel anlegt, lesen Sie auf Seite 35. Für Kohlwickel benötigen Sie mehrere Weißkohlblätter, von denen Sie die dicken Mittelrippen entfernen. Walzen Sie mit einem Nudelholz oder einer Flasche mehrmals über die Blätter, damit der Pflanzensaft austreten kann. Die Blätter werden über die Krampfadern gelegt und mit einem Baumwolltuch bedeckt. Wenn Sie den Wickel z. B. mit einer abgeschnittenen Strumpfhose fixieren, können Sie mit ihm herumlaufen oder ihn über Nacht angelegt lassen. Nach dem Abnehmen des Wickels sollte die Haut gut abgetrocknet werden.
Ödeme
Unter Wassereinlagerungen (Ödemen) leiden viele Frauen am Ende der Schwangerschaft. Ein erster Hinweis auf das Vorliegen von Ödemen sind geschwollene Füße oder Finger. Hat sich diese Schwellung nach einer sechs- bis achtstündigen Nachtruhe zurückgebildet, kommt diesen Ödemen kein Krankheitswert zu. Bilden sich die Ödeme nicht zurück, bzw. liegt eine große Gewichtszunahme vor, kann es sich jedoch um Symptome einer Nierenfunktionsstörung oder einer Hypertonie handeln und muss ärztlich abgeklärt werden.
Das wirkt gegen schwere Beine
Tees mit Brennnessel, Birkenrinde, Zinnkraut, Schachtelhalm, Eisenkraut, Johanniskraut oder Löwenzahn wirken entwässernd. Von ihnen dürfen Sie zwei Tassen pro Tag trinken. Molke, grüner Tee und Rotbusch-Tee (Roibos) wirken leicht entwässernd. Davon dürfen Sie soviel trinken wie Sie möchten. Der Wirkstoff der Rosskastanie ist bei Venenbeschwerden seit altersher bewährt. Gemüsesorten wie Porree, Spargel, Sellerie, Petersilie, Pellkartoffeln und Salatgurken und Obstsorten wie Ananas, Sauerkirschen, Äpfel und Birnen schwemmen aus.
- Der berühmte Reistag wird heute nicht mehr empfohlen. Kombinieren Sie (Vollkorn)Reis lieber mit dem oben genannten Gemüse
- Warme (nicht heiße!) Bäder mit Meersalz oder kalte Beingüsse und Wickel nehmen das Spannungsgefühl
- Die oben genannten Salben oder Gels mit Rosskastanien- oder Mäusedornextrakt sind auch bei geschwollenen Beinen angenehm
Erkältungskrankheiten in der Schwangerschaft
Erkältungskrankheiten sollten Sie möglichst mit naturheilkundlichen Präparaten und Hausmitteln bekämpfen. Gegen Husten hilft Tee mit Huflattich und Thymian, unterstützt durch homöopathische Kombinationsmittel (z. B. Bronchialis-Heel Tabletten). Schnupfen wird durch homöopathische Nasentropfen (z. B. Euphorbium comp. Nasentropfen SN) gelindert. Bei Halsschmerzen hilft Gurgeln mit Salzwasser, ein warmer Halswickel und homöopathische Halstropfen (z. B. Phosphor Homaccord Flüssige Verdünnung oder Echinacea comp. Essenz).
Vorsicht bei erhöhter Körpertemperatur: Fieber kann Wehen auslösen und sollte deshalb unbedingt behandelt werden. Bei Fieber sollten Sie sich auf jeden Fall mit Ihrer Ärztin in Verbindung setzen. Sollten naturheilkundliche Mittel nicht ausreichend oder schnell genug wirken, darf das Fiebermittel Paracetamol auch während der Schwangerschaft eingesetzt werden.
„Verbotene Kräuter“
Die pflanzenkundigen „weisen Frauen“ wussten nicht nur, wie man die Fruchtbarkeit von Frauen unterstützt, sie kannten auch Kräuter, die eine unerwünschte Schwangerschaft beenden konnten. Die abortive Wirkung der von ihnen verwendeten Gewürz- und Heilpflanzen ist heute wissenschaftlich belegt. Von diesen Pflanzen sollten Sie vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel höchstens kleine Mengen zu sich nehmen: Basilikum, Beifuss, Bohnenkraut, Brunnenkresse, Eisenkraut, Estragon, Himbeerblätter, Kümmel, Liebstöckel, Majoran, Muskat, Mutterkraut, Petersilie, Poleiminze, Rainfarn, Raute, Rosmarin, Safran, Salbei, Thymian, Wacholder und Zimt.