Der unerfüllte Kinderwunsch und naturheilkundliche Behandlungen
Die naturheilkundliche, ganzheitliche Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch bezieht sowohl die Seele als auch den Körper ein. Konnte bei einem der Partner eine Ursache für die Kinderlosigkeit gefunden werden, so wird in erster Linie dieser Partner behandelt. Grundsätzlich leiden jedoch beide Partner unter der Kinderlosigkeit und sollten beide naturheilkundlich behandelt werden, auch wenn „die Schuld“ nur bei einem liegt. Erfreulicherweise integrieren auch verschiedene Kliniken Methoden in die Kinderwunschbehandlung. In Deutschland sind dies unter anderem die Heidelberger Universitäts-Frauenklinik und die Deutsche Klinik für Fortpflanzungsmedizin in Bad Münder. Die Adressen finden Sie im Anhang dieses Buches.
Phytotherapie
Einige Heilpflanzen werden mit Erfolg in der Kinderwunschbehandlung eingesetzt. Für den Mönchspfeffer konnte die Wirksamkeit in medizinischen Studien belegt werden.
Hier eine Übersicht der wichtigsten Phytotherapeutika für die Kinderwunschbehandlung.
Engelwurz: In der Frauenheilkunde wird Tee aus der Wurzel der Pflanze zur Regulierung des Hormonhaushalts und von Zyklusstörungen eingesetzt. Diese Wirkung wird durch eine verbesserte Durchblutung des Uterus erreicht, die sich auch bei der Kinderwunschbehandlung positiv auswirken kann.
Falsches Einkorn: Bei der Kinderwunschbehandlung soll Einkornwurzel die Bildung der Follikel unterstützen. Sie wird zur Behandlung der durch Fehlfunktionen der Eierstöcke bedingten Sterilität eingesetzt (z. B. Pascofemin Tropfen, Femin-Do Mischung).
Frauenmantel: In der Kinderwunschbehandlung setzt man Tee aus Frauenmantel zur Verbesserung der Durchblutung des Beckens, zur Förderung der Reifung der Eibläschen und des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut ein. Trinken Sie täglich drei bis vier Tassen Frauenmanteltee, gegen den strengen Gerbsäuregeschmack mit etwas Honig gesüßt.
Himbeere: Himbeerblättertee hat auf die Gebärmutter eine entspannende Wirkung. Von der dadurch verbesserten Durchblutung verspricht man sich in der Kinderwunschbehandlung einen besseren Aufbau der Gebärmutterschleimhaut.
Mönchspfeffer (Keuschlamm): Die in den Keuschlammfrüchten enthaltenen Wirkstoffe normalisieren unter anderem die Bildung der Gelbkörperhormone. Liegt der Unfruchtbarkeit eine Gelbkörperinsuffizienz oder aber ein erhöhter Gelbkörperspiegel zugrunde, kann mit Mönchspfefferpräparaten eine positive Wirkung erzielt werden. Die Anwendung erfolgt durchgehend über den gesamten Zyklus mit standardisierten Präparaten (z. B. Agnucaston).
Homöopathie
Bei der homöopathischen Behandlung der unfruchtbaren Frau werden teilweise Mittel ausgewählt, die auch bei der Therapie der Amenorrhoe eingesetzt werden. Die Einzelmittel werden nach sorgfältiger Patientinnenbefragung individuell ausgewählt. Typische Homöopathika, die zum Teil in Hochpotenzen verabreicht werden, sind:
Aurum metallicum – Menstruation verspätet und verstärkt. Chronische Entzündung von Eierstöcken oder Eileitern mit Scheidenausfluss.
Borax – Unregelmäßige Menstruation, starker milchiger Ausfluss.
Natrium chloratum (muriaticum) – Schilddrüsenüberfunktion, verzögert einsetzende, kurze Periodenblutung.
Platinum – Sexuelle Aktivität zu stark oder zu schwach, vorzeitige, sehr starke und lange Menstruation.
Bei Belastung mit Umweltgiften hat sich zur Entgiftung ebenfalls die Homöopathie bewährt. Dazu wird der auszuleitende Stoff in homöopathischer Aufbereitung (D12 oder D30) verabreicht und der Körper so zu seiner Ausscheidung angeregt. Die Austestung der Belastung kann durch kinesiologische Methoden durch den naturheilkundlichen Arzt oder Heilpraktiker erfolgen. Gleichzeitig wird eine so genannte Drainagebehandlung mit homöopathischen oder pflanzlichen Arzneimitteln durchgeführt. Deren nieren- oder leberfunktionsanregende Wirkung wird durch die Gabe von Radikalfängern (Vitamin A, C, E und Selen) unterstützt. Diese homöopathischen Drainagemittel werden in Kombination eingenommen (dreimal täglich zehn Tropfen): Berberis vulgaris D2 und Solidago virgaurea D2 zur Nierendrainage. Carduus marianus D2 und Taraxacum officinalis D2 zur Leberdrainage.
Akupunktur
Funktionelle Störungen, die zur Sterilität führen, können häufig recht erfolgreich mit Akupunktur behandelt werden. Durch Akupunktur werden bestimmte Stoffe (vor allem Beta-Endorphine) ausgeschüttet, die die Steuerhormone für den weiblichen Zyklus
beeinflussen. So könnte sich erklären, dass der Menstruationszyklus der Frau durch Akupunktur positiv beeinflusst wird und ein regelmäßigerer Eisprung stattfindet. Ein zweiter möglicher Wirkmechanismus besteht in der Verbesserung der Durchblutung der Gebärmutter durch Beeinflussung des durch unseren Willen nicht steuerbaren (autonomen) Nervensystems, was ebenfalls die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen kann.
Typische zu behandelnde Akupunkturpunkte bei der Körperakupunktur sind der Quell- oder Tonisierungspunkt oder der Punkt LG 4 bei mangelnder Libido. Bei der Ohrakupunktur wird die Hormonachse, der Thymuspunkt, der Interferonpunkt, der Punkt Shen Men und, ganz wichtig, der Antistresspunkt behandelt.
Bei der Kinderwunschbehandlung besitzen naturheilkundliche Behandlungen einen festen Stellenwert.
Physikalische Therapie
Torfbrei- und Solebäder können bei verschiedenen Ursachen der Sterilität kurmäßig angewendet werden. Bei relativ zarten Verklebungen der Eileiter, beispielsweise nach Entzündungen, führt die lokale Erwärmung durch ein Torfbreibad zu einer leichten Dehnung der Tuben, wodurch Verklebungen gelöst werden können. Normalerweise wird das Sekret, das den Muttermund verschließt, zum Zeitpunkt des Eisprungs für Spermien durchlässig. In manchen Fällen bleibt es jedoch zäh und ist für Spermien schwer passierbar. Auch hier hilft die Überwärmungstherapie. Bei hormonellen Ursachen der Kinderlosigkeit bewirkt die Bädertherapie eine generelle Umstimmung des Organismus und eine Normalisierung bzw. Anregung des Hormonsystems. Empfohlen werden hier abwechselnd Moor- und Solebäder. Die Kur sollte, wenn möglich, zwischen zwei Menstruationen durchgeführt werden. Fragen Sie doch Ihre Ärztin, ob eine Bäderkur für Sie in Frage kommt.
Enzymtherapie
Als ergänzende Maßnahme hat sich eine längerfristige Enzymtherapie, mindestens über drei Zyklen, bewährt. Enzyme können das Immunsystem günstig beeinflussen, helfen beim Abbau von Entzündungen und aktivieren den Abbau und die Ausscheidung von Schadstoffen. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin, welche Enzyme für Sie in Frage kommen.
Ernährungstherapie
Ernährungsfaktoren können sich bei allen Fruchtbarkeitsstörungen auswirken. Sowohl Unter- als auch Übergewicht kann zu hormonellen Störungen führen, daher sollte immer eine Normalisierung des Gewichtes angestrebt werden. Aber Normalgewicht bedeutet nicht automatisch, dass die Ernährung stimmt. So wird beispielsweise häufiger eine Sterilität bei Frauen beobachtet, die sich extrem fettarm ernähren. Wahrscheinlich besteht hier eine Unterversorgung mit fettlöslichen Vitaminen und essenziellen Fettsäuren.
Genussgifte wie Kaffee, Alkohol und Nikotin beeinträchtigen die Fruchtbarkeit von Frau und Mann nachweislich und sollten unbedingt eingeschränkt werden. Eine sorgfältige Beratung über die Ernährung gehört daher zwingend zur Behandlung der Sterilität. Paare, die sich ein Kind wünschen, sollten sich aus mehreren Gründen (beide!) vollwertig ernähren. Auf diese Weise werden sie vermehrt mit Vitalstoffen versorgt und nehmen weniger Pestizide, Zusatzstoffe, Arzneimittelspuren, Hormone und Schwermetalle auf. Kontrolliert angebautes Gemüse und Obst der Saison und aus der Region enthält die meisten Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe. Fleisch aus artgerechter Tierhaltung enthält weniger Stressproteine, Arzneimittelrückstände und gesättigte Fettsäuren.
Schwangere und die, die es werden wollen, haben einen erhöhten Bedarf an Folsäure. Das wasserlösliche Vitamin ist sehr hitzeempfindlich und wird beim Kochen fast vollständig zerstört. Die zusätzliche Versorgung mit einem Folsäurepräparat ist empfehlenswert. Trotz Verwendung von jodiertem Speisesalz besteht häufig immer noch eine Unterversorgung mit Jod. Kombinationspräparate, die sowohl Folsäure und andere wichtige Vitamine als auch Jod enthalten, stellen die optimale Versorgung sicher (z. B. Femibion Folsäure Plus, Folio, NeoVin, OrthoNatal).
Ein ausreichendes Angebot an Kalzium, Vitamin C, Selen und Zink fördert die Ausscheidung von giftigen Schwermetallen wie Blei und Cadmium. Bei Abbauprozessen im Körper entstehen freie Radikale, das sind sehr aggressive Sauerstoffmoleküle, die Körperzellen zerstören können. Sie werden von den Radikalfängern (Antioxidanzien) wie Vitamin A, C, E und Selen gebunden und unschädlich gemacht. Eine üppige Versorgung mit diesen Stoffen sollte immer, besonders aber vor und während der Schwangerschaft, gewährleistet sein. Eine vollwertige Ernährung ist für beide Partner sinnvoll.
Vegetarierinnen, besonders bei veganer Ernährung, sind häufig mangelhaft mit Vitamin B12 versorgt und sollten es zusätzlich als Nahrungsergänzung aufnehmen. Die Nahrungsergänzung mit der Aminosäure L-Arginin wirkt sich positiv auf die Spermienzahl und –beweglichkeit aus.
Was sonst noch helfen kann
Während Sie darauf warten, endlich schwanger zu werden, tut Ihnen und Ihrem Partner grundsätzlich alles gut, was entspannend wirkt und den Druck, den eine Kinderwunschbehandlung mit sich bringt, abbaut. Je nach Ihren Vorlieben kann das die Joggingrunde durch den Park sein, aber auch jede regelmäßig ausgeübte Entspannungstechnik (z. B. Yoga, Autogenes Training, Muskelrelaxation nach Jakobson, Tai Chi etc.).
Bachblüten können die Behandlung ebenfalls unterstützen. Lassen Sie von einer qualifizierten Therapeutin individuelle Mischungen für Sie und Ihren Partner zusammenstellen.
Die Fußreflexzone für die Eierstöcke befindet sich unterhalb des Knöchels am Außenfuß. Sie können den Punkt fünf Minuten jeweils morgens und abends mit dem Daumen mit kräftigen, ausstreichenden Bewegungen vom ersten Tag der Regel bis zum Eisprung stimulieren.
Noch ein Tipp: Verwöhnen Sie sich mal richtig – und vergessen Sie dabei Ihren Partner nicht. Wie wäre es mit Sauna, einer wohltuenden Massage, einem Beauty-Tag. So bringen Sie sich in die richtige, gelassene Stimmung für Ihr Baby.