Schmerzen bei Hunde und Katzen - Schmerzerkennung, Verhalten, Diagnose und Therapie
Welche Arten von Schmerzen gibt es?
Schmerz ist ein unangenehmes Sinneserlebnis, das mit tatsächlicher oder drohender Schädigung von Geweben oder Körperteilen einhergeht. Im Schmerzzustand verändern sich die normalen Körperfunktionen und das Verhalten, um den Schadfaktor zu vermeiden oder zu verringern. Dies dient auch zur Wiederherstellung des Normalzustandes.
Physiologischer (förderlicher) Schmerz
Physiologischer Schmerz ist örtlich und zeitlich begrenzt. Seine Rolle besteht darin, das Tier zu alarmieren. Das Abwehrsystem des Körpers antwortet mit einer Reflexreaktion (Zurückziehen von der schädigenden Einwirkung) und passt das Verhalten an, um diese schädigende Situation künftig zu vermeiden. Diese positiv zu bewertende Schmerzantwort zeigt sich oft in überschießenden Reaktionen, wie z. B. aggressives Verhalten.
Pathologischer (krankhafter) Schmerz
Pathologischer Schmerz ist die Folge einer Übersteigerung des physiologischen Schmerzes durch erhöhte Sensibilität der Schmerzrezeptoren und des Zentralnervensystems. Diese Art von Schmerz hat schädliche und negative Auswirkungen wie Herzkomplikationen, Appetitverlust und verzögerte Gesundung zur Folge. Pathologischer Schmerz beeinflusst stark die Stimmung des Tieres. Er ist oft mit depressiven Zuständen („traurige“ Tiere) oder Erregbarkeit und Unausgeglichenheit verbunden.
Akuter Schmerz
Akuter Schmerz führt in der Regel zu einer plötzlichen Verhaltensänderung bzw. einer direkten Sofortreaktion. Winseln und Keuchen sind klassische Schmerzsymptome, man sollte jedoch nicht vergessen, dass auch z. B. aggressives Verhalten zu diesen zählt.
Chronischer Schmerz
Chronischer Schmerz ist oft wenig auffällig; statt plötzlicher Verhaltensänderungen sieht man eher eine verminderte Aktivität. Dabei können von Zeit zu Zeit Schübe starker Schmerzen auftreten. Bei Tieren mit chronischen Schmerzen ändert sich oft die Stimmungslage, sie werden reizbar und haben Schlafstörungen.
Schmerzgedächtnis
Eine frühzeitige Gabe von Medikamenten verhindert darüber hinaus das Auftreten des sogenannten Schmerzgedächtnisses. Hierbei leiden Patienten selbst dann noch unter Schmerzen, wenn sie längst wieder gesund sind oder aber sie empfinden an sich harmlose Berührungen oder Reize als schmerzhaft.
Eine bessere Schmerzerkennung
Obwohl es zahlreiche Möglichkeiten der Schmerzbehandlung gibt, kann das so genannte Schmerzmanagement auch an seine Grenzen stoßen. Voraussetzung für die fachgerechte Behandlung von Schmerzen ist deren Beurteilung. Die Messung von Schmerzen und Bestimmung ihres Schweregrads gestaltet sich jedoch manchmal schwierig. Schmerzskalen sind brauchbare Hilfsmittel, können jedoch nur richtig ausgefüllt werden, wenn das Tier direkt und genau beobachtet wird.
Woran kann man erkennen, ob ein Hund oder eine Katze Schmerzen hat?
Tiere fühlen genauso Schmerzen wie wir Menschen. Sie können den Schmerz nur nicht so deutlich mitteilen, wie der Mensch mit seiner Sprache. Hunde und Katzen zeigen durch ihre Körpersprache, wie sie sich fühlen. Der Mensch muss lernen, diese eigene Körpersprache zu deuten.
Verhalten des Hundes bei Schmerzen
Schmerztherapien können bei älteren und chronisch
kranken Hunden die Lebensqualität erheblich verbessern.
Foto: Klostermann/BfT
Verhaltensänderungen
● Veränderte Körperhaltung
● Schmerzäußerung durch Jaulen, Jammern
● Ängstliche Körperhaltung
● Ängstlicher Gesichtsausdruck
● Unruhe
● Apathie
● Aggression
● Verminderter Appetit
● Benagen oder Lecken der schmerzenden Stelle
Bewegungsstörungen
● Schonung einer Pfote oder eines Beines
● Steifer Gang
● Empfindlichkeit bei Berührung
● Aufgekrümmter Rücken
Verhalten der Katze bei Schmerzen
Schmerztherapien halten auch
ältere und chronisch kranke Katzen
beweglich und fit. Foto: BfT
Verhaltensänderungen
● Geringer Appetit
● Zurückziehen, Drang sich zu verstecken
● (Zu) ruhiges Allgemeinverhalten
● Kauerstellung
● Verstecken des schmerzenden Körperteils
● Schlechtere Fellpflege
● Bei Berühren knurren, grollen, fauchen und scheindrohen
● Benagen oder lecken der schmerzenden Stelle
Bewegungsstörungen
● Schonung einer Pfote oder eines Beines
● Steifer Gang
● Empfindlichkeit bei Berührung
● Aufgekrümmter Rücken
Verhaltens-Warnsignale und eine intensive Untersuchung
helfen dem Tierarzt, nicht nur die Krankheit selber,
sondern auch Ausmaß und Ursache des Schmerzes
zu bestimmen. Foto: BfT
Die Schmerztherapie nimmt in der Kleintierpraxis einen breiten Raum ein. Die Indikationen reichen von perioperativen (Zeitraum vor, während oder kurz nach einer Operation) über akute muskuloskelettale (Erkrankungen des Bewegungsapparates) bis hin zu chronischen Schmerzen, etwa bei der Osteoarthritis. Beim Schmerzmanagement für Hund und Katze sind ein schneller Wirkeintritt und die zuverlässige Schmerzbekämpfung wichtig, wenn es um die Therapie akuter oder perioperativer Schmerzen geht. Gut verträgliche Medikamente ermöglichen die Behandlung über längere Zeiträume.
Schmerzen im Zusammenhang mit Operationen
Wenn ein Tier nach einer Operation erwacht, lässt gleichzeitig die schmerzlindernde Narkose nach. Der Patient empfindet dann einen Wundschmerz, den es mit den genannten Zeichen zum Ausdruck bringt.
In den letzten Jahren hat es bezüglich der Behandlung oder Vermeidung von Schmerzen große Fortschritte gegeben. Es ist möglich, eine geeignete Schmerzbehandlung und Schmerzausschaltung vor, während und nach der Operation zu gewährleisten. Hund und Katze erhalten dabei jeweils eine individuelle Schmerzbehandlung. Schmerztherapie ist abhängig von individuellen Faktoren wie Spezies, Alter, Art des Eingriffs, erwarteter Schmerz und Gesundheitsstatus. Eine Vielzahl von Studien belegt, dass sich die Schmerztherapie positiv auf Heilung und Rekonvaleszenz der Tiere auswirkt und dazu beiträgt, die Entstehung chronischer Schmerzen zu verhindern.
Was ist nach der Operation zu tun?
In den ersten 12–24 Stunden sollte das Tier von anderen Artgenossen ferngehalten werden. Auf einem ruhigen, warmen Plätzchen kann es sich von der Operation am besten erholen. Normale Bewegung tut in der Regel gut, ausgelassenes Laufen, Springen und Spielen sollte jedoch vermieden werden. Verbände müssen hinsichtlich Schwellungen oder Blutungen beobachtet werden. Hunde sollten in den ersten Tage an der Leine geführt werden. Selbstverständlich hat das Tier jetzt unbegrenzte Aufmerksamkeit verdient.
Nach der Operation außer bei Magen-Darm-Operationen muss der Patient mit ausreichend Wasser in kleinen Mengen (eventuell Zunge und Lefzen mit einem Schwamm anfeuchten) versorgt werden. Es empfiehlt sich eine verhaltene Fütterung in nur kleinen Mengen. Dies sollte mit dem Tierarzt abgesprochen werden. Zur Schmerzbehandlung wird der Tierarzt auch ein entsprechendes Medikament ver
Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit e.V, Bonn, 09/2013