Erkrankungen des Bewegungsapparates und Entwicklungsstörungen
Ein gesunder Bewegungsapparat ist für Haustiere von großer Bedeutung, denn sie können damit ihr artgemäßes Bewegungsverhalten ausleben. Auch zeigen sie durch Bewegung und Körperhaltung Freude und Trauer. Der Bewegungsapparat umfasst die Knochen, Gelenke, Sehnen, Muskeln und Bänder an den Gliedmaßen, aber auch entlang der Wirbelsäule und im Kopfbereich. Je nach Art und Alter des Tieres kann es zu typischen Erkrankungen am Bewegungsapparat kommen. Beim jungen Tier beruhen Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates oft auf Entwicklungsstörungen.
Akute Prozesse durch Überlastung, Verstauchung, Verrenkung, Prellung oder Knochenbruch können in allen Lebensphasen entstehen. Die degenerativen Vorgänge, vor allem an den Gelenken, aber auch an den Knochen, treten gehäuft beim älteren Tier auf. Gerade bei den medizinisch unkomplizierten Störungen am Bewegungsapparat lässt sich mit biologischen Mitteln therapeutisch viel erreichen.
Entwicklungsstörungendes Skelettsystems
Vor allem bei großen Hunderassen kommt es beim Jungtier oft zu Störungen des Knochenwachstums, bei denen die in den Gelenken gegeneinander beweglichen Knochenteile nicht ordentlich ausgebildet sind (Dysplasie). Am bekanntesten ist die Hüftgelenksdysplasie, die vor allem beim Deutschen Schäferhund vorkommt. Bei ihm entsteht diese Veränderung insbesondere während des Wachstums und führt häufig zur Arthrose. Die erste feststellbare Änderung ist meist eine zu flache Ausbildung der Hüftgelenkspfanne. Dadurch sitzt der Oberschenkel-knochen nicht tief genug im Gelenk.
Aber auch an allen anderen Gelenken, zum Beispiel am Schultergelenk, am Ellenbogengelenk und am Kniegelenk, können solche mangelhaften Gelenkausbildungen vorkommen. Das Kniegelenk ist besonders bei kleinen Hunderassen wie Yorkshire-Terrier und Zwergpudel anfällig. Hier ist das „Herausspringen“ der Kniescheibe keine Seltenheit. Bei zu schnell wachsenden Welpen großer Hunderassen kann es zur Überlastung von Knochen und Gelenken, vor allem im Ellenbogen, kommen und manchmal sogar zum Ablösen von Knochenteilen.
Hüftgelenkspfanne - Oberschenkelkopf physiologisch pathologisch
Beim Fohlen sind bei Entwicklungsstörungen gewöhnlich weniger die Gelenke als die Knochen durch Verkrümmung sowie durch Wucherungen der Knochenhaut betroffen. Bei der Katze werden häufig Wirbelsäulenveränderungen durch Zufuhr von zu viel Vitamin A ausgelöst
Symptome: Durch die mangelhafte Ausbildung des Gelenks sind die Tiere weniger bewegungsfreudig als ihre Artgenossen, sie zeigen ein- oder beidseitige Lahmheiten und haben Schwierigkeiten beim Aufstehen und Hinlegen. Der Gang ist nicht klar, sondern häufig etwas steif und unbeholfen. Dadurch, dass die Belastung im Gelenk nicht korrekt erfolgt, kommt es zu einer vorzeitigen Abnutzung des Gelenkknorpels und später zur Arthrosebildung. Veränderungen der übrigen Knochen äußern sich in Schmerzhaftigkeit.
Ursachen: Vererbung; zu energiereiches Futter (z. B. zu viel Eiweiß), das zu leicht verdaulich ist; des Weiteren zu viel oder unausgewogene Vitamin- oder Mineralstofffütterung. Das führt dazu, dass die Tiere zu schnell wachsen, während Knochen und Bänder für das Gewicht noch nicht fest genug sind.
Selbstmaßnahmen: Wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung und während der Behandlung ist eine Fütterung mit einem nicht zu hohen Anteil an Fleisch oder Eiweiß. Statt dessen sollten Sie den Ballaststoffanteil im Futter erhöhen (Pansen oder Lunge statt Fleisch geben, dazu Ballaststoffe wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Haferflocken usw.). Beim Fohlen kann die Gesamtfuttermenge meist reduziert werden und Ergänzungs- beziehungsweise Kraftfutter kann ganz weggelassen oder nur minimal dosiert gegeben werden. Im Zweifelsfall berät Sie der Tierarzt in Ernährungsfragen.Wann zum Tierarzt?
Bei Verdacht auf Entwicklungsstörungen des Skelettsystems oder bestimmter Gelenke muss durch eine genaue Untersuchung, meist einschließlich einer Röntgenaufnahme, eine eindeutige Diagnose gestellt werden. Bei Tieren mit Gelenkproblemen, die noch in der Wachstumsphase sind und bei denen die Skelettentwicklung noch nicht abgeschlossen ist (also bis ca. Ende des ersten Lebensjahres), kann mit homöopathischen Organpräparaten (Suis-Organpräparate) noch versucht werden, die Ausbildung des entsprechenden Gelenks und die Ausreifung des Knochensystems positiv zu beeinflussen. Diese Behandlung ist dem erfahrenen Tierarzt vorbehalten, und die weitere Entwicklung des Knochensystems muss in gewissen Abständen immer wieder kontrolliert werden.In vielen Fällen kann aber durch eine solche Behandlung, die in längeren Abständen über einige Wochen oder Monate durchgeführt wird, das Knochensystem verbessert und so dem Tier eine wesentlich bessere Ausgangsbasis für das ganze Leben mit auf den Weg gegeben werden. Falls eher Knochenhautwucherungen vorliegen, zum Beispiel bei Fohlen, sind nach einer Futterumstellung und der Gabe von phosphorhaltigen homöopathischen Präparaten (z.B. Phosphor-Homaccord, Calcoheel) über einige Wochen meist ein Nachlassen der Schmerzen und eine bessere Knochenentwicklung zu erreichen. Gegen die bestehenden Schmerzen sollte anfangs einige Tage lang Traumeel gegeben werden.
Tipp: Vor allem Welpen großer Hunderassen von Zeit zu Zeit gewogen werden, um sicherzustellen, dass das Gewicht mit den Werten in den Gewichtstabellen übereinstimmt und die Futtermenge demnach angemessen ist. Mineralstoffzusätze nur nach Bedarf geben; sie können bei Überdosis schaden.